Affenhitze

„Kluftingers neuer Fall | Kluftinger trifft auf Urzeitaffe »Udo«: Der Ausgrabungsort des berühmten Skeletts wird zum Tatort“ und er „kommt ins Schwitzen“, wie der Rückseiten-Titel zudem verrät: Mehr als 550 Seiten spannende Unterhaltung in einer Sommer-Saison, die es in sich hat(te) …

Das Allgäu als Nabel
…der vormenschlichen Welt? Schön doppeldeutiger Titel, denn es ist heiß (passt auch zum Sommer 2022 …) – und es geht um ein mglw. neu entdecktes „Missing Link“ zwischen Affen und Vormenschen = aufrecht gehenden Hominiden: „Zefix … was für eine Hitze! Eigentlich viel zu schwül, um vor die Tür zu gehen. Aber Kluftinger hat keine Wahl: Er muss in der Tongrube ermitteln, in der Professor Brunner vor einiger Zeit das berühmte Skelett des Urzeitaffen „Udo“ ausgegraben hat. Nun wurde Brunner verscharrt unter einem Schaufelbagger gefunden. Der Wissenschaftler, der mit seinem Fund beweisen wollte, dass die Wiege der Menschheit im Allgäu liegt, hatte viele Feinde. Kluftinger hat deshalb gleich mehrere Verdächtige im Visier, darunter die Mitglieder einer obskuren Sekte. Aber auch privat muss sich der Kommissar um ein Observationsobjekt kümmern: Die Tagesmutter seiner kleinen Enkelin verfolgt höchst seltsame Erziehungsansätze. Grund genug, ihr genauer auf die Finger zu schauen und Flugstunden mit Doktor Langhammer und seiner neuen High-Tech-Drohne auf sich zu nehmen. Doch der Probeflug gerät gefährlich aus dem Ruder…“ Einer der diversen running gags in diesem Lokalkrimi, der doch viel mehr ist als das, trotz des regelmäßig gesungenen hohen Lieds fürs Allgäu – an dessen Rand ich übrigens lebe: Landsberg am Lech – und früher schon mal mehr als sieben Jahre zumindest im Unterallgäu: Türkheim, gegenüber von Bad Wörishofen…

Running gags
…also gibt es zuhauf – und Klufti-Fans freuen sich natürlich über diesen gewohnten Kontext: Kleidung und Verhalten von Kommissar (und Interims-Polizeipräsident) und seinem Team, ob im Job (Pedant & Co.) oder eher privat, siehe Ernährungs-Verhalten, Rauchen etc. Charaktere also, die die Leserschaft gerne wieder trifft! Dazu gehört auch, dass das Allgäu Augen zwinkernd als Nabel zumindest der heutigen Welt erscheint, „sich“ durchaus mal auf den Arm nehmend. Doch darüber hinaus gibt es zusätzlich zum Tonabbau-Unternehmer und der Ausgrabungs-Crew (ergänzt um „Bürgergrabung“) dann eine Kommune der etwas anderen Art, deren Bezug zum Tatort wie zur Tat zunächst im Nebel bleibt. Ääh, eher Dunst, denn es ist heiß, wie schon erwähnt  …Ach ja, running gag – auch das digital- und online-averse Verhalten von Klufti gehört dazu, wobei Leser sich auf eine Überraschung gefasst machen darf – ich schreibe nur: Facebook! Fazit: unterhaltsam, informativ, spannend – die „übliche“ Mischung des Autoren-Duos. Stark, wie denen immer wieder was in den Sinn kommt, als Kern für eine Lokalkrimi-Handlung. Dazu interessant übrigens ein paar Details im „Dank“ S. 551ff. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter