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Der Fall Vera Malottke

Autor Frauke & Kuhnert
Verlag rororo
ISBN 978-3-499-00754-5

„Ein Heißmangel-Krimi, Band 1“ verspricht eine neue Reihe zu werden, rund um eine etwas andere Ermittlerin. Die allerdings „vorbelastet“ ist, war ihr verstorbener Ehemann doch Kommissar. Auch andere sind eben das: vorbelastet. Denn auch Ende der 1950er Jahre spielen Nazi-Mitläufer immer noch eine gewichtige Rolle in der neuen Bundesrepublik und Demokratie, manch einer in die „Entlastung“ mithilfe williger Zeugen gehievt… Mehr als 300 Seiten spannender historischer Lokalkrimi, zugleich informativ und bei Älteren Erinnerungen weckend…

Prostitution
…war höchst verpönt, gerade in besseren Kreisen (siehe z.B. S. 158f.) – und gerade von dort stark nachgefragt. So mag dieser Fall durchaus an reale Kriminalfälle erinnern, Stichwort etwa „Nitribitt“… Die Rollen „der Frau“ in jener Zeit steht im Fokus, so genannte starke Frauen werden charakterisiert. Wie auch immer, das Autoren-Duo hat eine locker geschriebene, spannend konstruierte Story entwickelt, wie manch Leser das aus anderen Reihen gewohnt sein wird, etwa vom Ermittler-Trio der Küstenkrimis im Neuharlingersiel. Doch nun ist Leser in Leer: „Martha Frisch ermittelt – und wie! Ostfriesland, 1958: Martha Frisch ist Witwe, eine patente Mittfünfzigerin und ihrer Zeit voraus. In ihrer Heißmangelstube in Leer kriegt sie allerhand Klatsch und Tratsch mit. Als eine treue Kundin, die junge Edelprostituierte Vera Malottke, tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird, zerreißt sich die ganze Stadt das Maul über das frivole Frauenzimmer. Die Polizei zeigt wenig Einsatz und legt sich schnell auf den Täter fest: einen alten Freund der Toten, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Schließlich möchte man die Honoratioren der Stadt – allesamt Veras Kunden – nicht in die delikate Angelegenheit hineinziehen. Gemeinsam mit ihrem Großneffen, dem Wachtmeister Hans Frisch, und ihrer Enkelin Annemieke wehrt Martha sich gegen diese Doppelmoral und begibt sich auf die Suche nach dem wahren Täter.“ Die Story entwickelt sich für die Leserschaft in wechselnder Perspektive verschiedener Personen: Diese unterschiedlichen Blickwinkel vertiefen einerseits den Einblick in deren Charakter und lassen das Geschehen „bunter“ erscheinen… Sehr unterschiedliche potenzielle Täter werden ins Visiert genommen resp. versucht, sie „aus der Schusslinie zu nehmen“, alte Seilschaften aufrufend. Letztlich ein überraschender Plot, nach vielerlei typisch klischeehaftem Geschehen (z.B. Kleingarten-Idylle, sehr relevant – S. 259 etc.), wie es seinerzeit leider nur allzu realistisch gewesen sein mag….Aufschlussreich die „Danksagung“ S. 313f. dazu. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter