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Die Humanisierung der Organisation

Autor Kai Mathiesen / Judith Muster / Peter Laudenbach
Verlag Vahlen
ISBN 978-3-8006-6757-4

„Wie man dem Menschen gerecht wird, indem man den Großteil seines Wesens ignoriert“ hat das Autoren-Trio in Gesprächen zusammen getragen, ihre Praxis spiegelnd – und nun auf 250 Seiten bestens nachvollziehbar präsentiert. So zu wieder kehrenden Überlegungen von OE und PE beitragend, siehe auch bei GABAL die Dualität von „persönlichem Wachstum“ und „Zukunftsfähigkeit von Organisationen“. Im Zentrum steht: Zu differenzieren ist zwischen Menschen in ihrer Funktion und ihrem Sein.

Mensch sein und Mensch bleiben
… kommt in diversen Perspektiven dieses empfehlenswerten Buches zum Tragen: Gerade „purpose“ ist zu hinterfragen, fordert er doch, den Menschen zu 100% zu integrieren. Gerade transformationale Führung sei infrage zu stellen: Psychologisierung im Sinne von „Tut mir leide, es liegt an dir!“ (von Dr. Regina Mahlmann schon Anfang der 1990er Jahre als kritisch hervor gehoben), Moralisierung als „Du musst es nur wollen!“ bis hin zum Überdehnen formaler Pflichten als „Sie schaffen das!“ überfordern alle Beteiligen (S. 37ff.). Denn „für Menschen, die unter Organisationen leiden, sie lästig finden oder einfach besser verstehen wollen. Zu den Missverständnissen, die das Dasein in Organisationen unnötig schwer machen, gehört die Annahme, Kern und Kernproblem einer Organisation seien die Menschen, die in ihr arbeiten. Diese Unterstellung macht den Einzelnen zum Puffer, der genötigt wird, jedes Organisationsversagen aufzufangen – eine Aufgabe, an der man nur scheitern kann. Statt das Verhalten der Einzelnen heroisch zu glorifizieren oder therapeutisch zu problematisieren, interessieren uns die Verhältnisse, in denen sich dieses Verhalten abspielt.
Dieses Buch richtet den Blick deshalb auf die Funktionslogiken der Organisation. Statt die Menschen mit Coachings und Identifikationsappellen zu bearbeiten, um sie an die Bedürfnisse der Organisation anzupassen, wäre es hilfreich, die Organisationsstrukturen an die Bedürfnisse ihrer Mitglieder und der Arbeitsabläufe anzupassen.“ Also OE vor PE?!

Inhalte kurz gefasst
…findet Leserschaft in zwei Teilen, plus Einleitung und (kein) Ende: I Die Organisation und ihre Mitglieder: Der ganze Mensch und andere Irrtümer * Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht (s.o.) * Mein Verhalten, die Verhältnisse und ich * Das ging an deine Privatadresse * Harmonie wird überschätzt. II Die Mitglieder und ihre Organisation: Das Wechselspiel von Formalität und Informalität * Nicht einhaltbare Regeln * Brauchbare Illegalität * Elementare Verhaltensweisen * Streitet euch! * Superman wohnt hier nicht mehr * Interaktion: Lass uns drüber reden * Das Theater der Organisation * Fassadenarbeiten * Besuch in Kafkas Schloss. Vielfältige Anregungen für Weiterbildner jeglicher Couleur werden geboten – für Trainer, Coaches, Berater – Führungskräfte! Praktisch nachvollziehbar anhand von Beispielen eben aus der Praxis, siehe auch und gerade KMUs, Familien-Unternehmen & Co. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter