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Entwicklungspolitik

Autor Stockmann/Menzel/Nuscheler
Verlag sonstige
ISBN 978-3-486-58998

Ein Handbuch par excellence mit über 500 Seiten in drei Bereichen, die sich die drei Autoren aufgeteilt haben, ihren Forschungs-Schwerpunkten entsprechend. Darin behandelt werden „Theorien – Probleme – Strategien“, die sich in den Überschriften der drei großen Kapitel (die jeweils für sich im Grunde als Buch daher kommen) konkretisieren wie folgt: Entwicklungstheorie (S. 11ff.), Weltprobleme (S. 161ff.), Entwicklungsstrategien und Entwicklungszusammenarbeit (S. 351ff.). Bei der Lektüre hat sich mir erschlossen, dass und warum Entwicklungspolitik heutzutage im Grunde auf dem gleichen Stand ist wie vor dreißig Jahren. Zu einer Zeit also, in der ich – zusammen mit weiteren hoch motivierten Studierenden – in der Evangelischen Jugend München (übrigens als damaliger Katholik) Probleme diskutiert, Seminare durchgeführt und sogar Broschüren getextet habe (anhand des Beispiels der Banane: auch hier „the same procedure …“, wie die aktuelle Rohstoff- und Lebensmittel-Diskussion zeigt). Immerhin ist inzwischen klar(er) geworden, dass es mit klassischer Hilfe nicht getan ist, die einerseits häufig unterwegs „verloren“ geht und andererseits keine Veränderung bewirkt. Auch „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist kaum mehr als ein Schlagwort, „Hilfe durch Handel“ scheint eher wirksam, doch auch gibt es zu viele Hürden, Löcher und Abwege.

Die Autoren schaffen es, verständlich, übersichtlich und zugleich en detail, die Veränderungen der Sichtweisen in der Entwicklungspolitik über die Jahrzehnte (eigentlich, von Kolonialpolitik ausgehend: über die Jahrhunderte) hinweg darzustellen. Und dann die Auswirkung in den verschiedenen Regionen dieser Erde zu erläutern, um schließlich die Beziehungen unterschiedlich „entwickelter“ Länder unter einander verständlich zu machen. Es erschließt sich u.a., warum China heutzutage sehr erfolgreich „Entwicklungspolitik“ betreiben kann und wie es zu Fehlentwicklungen wie „Bio-Sprit“ kommen kann.

Gerade für Weiterbildner interessant (diesseits von interkulturellen Aspekten zur konkreten Programmentwicklung), wie lange manche Lernprozesse dauern, von Veränderungen ganz zu schweigen: Beispiele „aus der Wirtschaft“ sozusagen, für Rückkopplung auf Trainings, Beratung und Begleitung. So gesehen, natürlich mehr als ein Handbuch „nur“ für Studierende passender Fachrichtungen, etwa Politologie oder Soziologie (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, so der Verlag). Schon allein die Bezüge von Religion, Kultur und Wirtschaft derart verdeutlicht zu bekommen, ist ein wichtiger Effekt der Lektüre. Die natürlich auch häppchenweise oder gezielt möglich ist … – HPR

Hanspeter Reiter