Skip to main content

Achtsam morden – im Hier und Jetzt

Autor Karsten Dusse
Verlag Heyne
ISBN 978-3-453-27386-3

„Achtsam-morden-Reihe Band 4“ zeigt: Das hat eingeschlagen, siehe auch meine früheren Rezensionen der Bände 1 und 3! Und da der Autor geschickt die Genres Belletristik-Unterhaltung und Sachbuch-Information verbindet, definiere ich dieses Mal meine Rezension unter „Sachbuch“: Mit annähernd 500 Seiten höchst lehrreich und informativ, bestens geeignet für Weiterbildner jeglicher Couleur…

Alles Bhagwan oder was?
Ja, Sannyasins begegnen der Leserschaft in diesem Folgeband allenthalben, im Jetzt und im Früher – hier wie auch dort (in Indien wie in den USA). Wieder mal unterläuft der Hauptperson ein Mord – wie sollte er das auch verhindern? Denn wenn es darum geht, achtsam zu handeln, besser: achtsam zu sein, zu sich selbst nämlich, dann kann schon mal ein – Kollateralschaden passieren… Und natürlich nimmt der Autor auch in diesem Band wieder eine der mehr oder weniger bekannten Vorgehensweisen oder Modelle ins Visier, Augen zwinkernd humorig und freundlich Wert schätzend, vor allem: sehr fundiert! „Wenn die Vergangenheit deines Therapeuten deiner Zukunft im Weg steht, ist es Zeit, im Hier und Jetzt zu leben! Björn Diemel will reden: sowohl über die Einschulung seiner Tochter als auch über das Tantra-Seminar, das er aus Versehen mit seiner Ex-Frau besucht hat. Leider hat ein Unbekannter Björns Achtsamkeitstrainer, Joschka Breitner, krankenhausreif geprügelt – bei dem Versuch, dessen Tagebuch an sich zu bringen. Björn entwendet kurzerhand selbst die Aufzeichnungen seines Therapeuten und macht sich auf die Suche nach dem Täter. Als er entdeckt, dass Joschka Breitner in den frühen 1980er Jahren ein Anhänger Bhagwans war, wird das Tagebuch das Ticket zu einer Reise in die Kinderstube der Achtsamkeit. Der Weg führt nach Indien und in die USA, zu Lebensfreude und Todesgefahr, zu zeitlos erhellenden Weisheiten und den ganz normalen Abgründen der menschlichen Seele.“ Und diese Reisen macht die Leserschaft interessiert mit – und erfährt so viel fundiert Recherchiertes, wie (auch) dem Nachwort (S. 475ff.) zu entnehmen ist. Nette Idee, im Zusammenspiel mit seiner Tochter auch noch die Toniebox ins Spiel zu bringen, die wunderbar für eigene Aufzeichnungen geeignet ist (S. 128 etc.) …

Für Weiterbildner jeglicher Couleur
…ist hier also Weiterbildung drin, für Trainer – Coaches – Berater – Führungskräfte: Was hat es mit Tantra & Co. (z.B. S. 84) wirklich auf sich – und welche Methoden von Bhagwan & Co. lassen sich wie aufs eigene achtsam Sein sinnvoll übertragen? Das aufgefundene Tagebuch des Therapeuten hilft beim Verstehen ungemein – und ist erzählend gut verständlich und nachvollziehbar aufgebaut, etwa zu Definitionen und Anwenden von Philosophie (S. 215). Was hat das mit der „dynamischen Meditation“ auf sich, umrahmt von Atmen und Meditation (S. 258ff.)? Auch Verhandlungs-Taktiken lernt Leser kennen (oder wird an Vergessenes dazu erinnert, S. 251ff.). Hmm, was alles einem E-Auto passieren kann, darüber klären Björn & Sascha einander auf, als es dann ans Eingemachte geht: Den Übeltäter zu … tja, eliminieren (S. 350 etc.). Denn natürlich übt der Anwalt mal wieder (Selbst-)Gerechtigkeit aus – und das höchst achtsam. Hmm, irgendwie fühlte ich mich an Patricia Highsmith erinnert und an ihre Figur Tom Ripley, für den Leser einfach Sympathie empfinden müssen… Vergnüglich also, dazu informativ. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter