Angst

Oha, welch eine Dramaturgie: Wer ist hinter dem Mathe-Genie Alex Hoffmann her, der nach seiner Zeit beim CERN nun schon seit Jahren höchst erfolgreich seine Algorithmen für Hedgefond-Strategien anwendet? Angst-Parameter misst das Programm, indem es Informationen aus dem WWW filtert und interpretiert – und rechnet von dort kommende Börsen-Entwicklungen hoch. Maschine schlägt Menschen: Die sind nur noch für letztes  Feinschleifen zuständig … Klingt fantastisch, das finden auch die Stammkunden, die gierig die Details der Präsentation von Hoffmann aufnehmen, um sich dann zu weiteren Investments zu entschließen. Eigentlich alles in Butter – warum dann diese ominösen Geschehnisse? Wollen Konkurrenten ihn ausschalten? Auf einen Einbruch zuhause folgt bald ein Kampf auf Leben und Tod mit diesem Einbrecher, einem Kannibalen, den er – Hoffmann – anscheinend selbst via Internet bestellt hat. Wie auch die Kameras, die in den Unternehmens-Räumen installiert sind: Leidet der Protagonist unter Schizophrenie? Ehefrau und Geschäftspartner fangen an, an ihm zu zweifeln: Was steckt hinter seinem damaligen Ausscheiden beim CERN? Hat ihn nun die Gier nach immer noch mehr Geld ereilt? Kann Hoffmann aus diesem Albtraum überhaupt noch ausbrechen, die Geister wieder loswerden, die er rief? Doch als es kaum noch schlimmer kommen kann, löst sich das Geheimnis – und aller wird noch schlimmer … Denn „wenn die Angst regiert, droht das globale Chaos“. Höchst realistische Szenarien baut Robert Harris auf, besonders verstörend auf der Basis jener Geschehnisse auf den Finanzmärkten, die gerade ein paar Jahre her sind …

Hanspeter Reiter