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Das Spiel der Nachtigall

Autor Tanja Kinkel
Verlag sonstige
ISBN 978-3-426-19818-6

Ein Historien-„Schinken“ von über 900 Seiten, vom Ende des 12. Hinein ins 13. Jahrhundert: Der erste „Kinkel“, an den ich mich ran gewagt habe: Es hat sich gelohnt! Wenn auch manchem Rezensenten der Charakter der (einen) Hauptperson Walter von der Vogelweide zu wenig konzise nachgezeichnet ist, scheint mir der Roman einen nachvollziehbaren Einblick in Gesellschaft, Denken und Handeln jener Zeit zu bieten: Der Minne- wie ? Bänkelsänger einerseits als Spielball der Mächte (weltlich: Könige, Kaiser, Fürsten …; kirchlich: Päpste, Bischöfe, sonstige Kleriker …), andererseits als geschickter Strippenzieher: „Ende des 12. Jahrhunderts gilt nur das als Wahrheit, was der Klerus von der Kanzel und der Adel mit dem Schwert diktiert …“. Gleiches geschieht der anderen Hauptperson, seiner – irgendwann dann doch – Gespielin, der jüdischen Ärztin Judith (einer der wenigen studierten Frauen jener Zeit), die (wie manch andere Person) erdichtet ist. Auch sie setzt durchaus Worte ein, Infos zu erfahren und sie zu setzen: Die Grundzüge der Geschehnisse entsprechen historischen Gegebenheiten, jedenfalls im Groben. Und lassen den Leser das Hin- und Hergerissensein zwischen potenziellen Nachfolgern von Königen und Familienpolitik miterleben, inklusive damaliger Gewalttaten, wie sie gang und gäbe waren. Dazu kommt Wettstreit Walters mit seinem Lehrer und Gönner und diversen anderen Sängern der Zeit. Wer sich diese 900 Seiten gönnt, zieht mit den Protagonisten durch viele europäische Lande an der Wende des 12. zum 13. Jahrhundert. Und kann sich zudem an sängerischen Wettstreiten ergötzen, das eine oder andere Minne- oder auch Bänkellied kennen lernen. Für Kommunikations-Trainer übrigens ein Füllhorn geschickter Verhandlungs-Dialoge und hintersinniger Liedtexte … – HPR

Hanspeter Reiter