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Gedanken und Lösungsvorschläge zum Finanzchaos in Europa und Amerika

Autor George Soros
Verlag Börsenmedien-Plassen
ISBN 978-3-864-70013-2

„Provokative und inspirierende Denkanstöße und Handlungsanweisungen von einem der klügsten und angesehensten Köpfe der internationalen Finanzszene“ – darunter macht George Soros „es“ natürlich nicht. „Handlungsanweisungen“ – das lesen deutsche Politiker ggf. mit hoch gezogenen Augenbrauen, kommt doch US-Finanzminister Timothy Geitner „alle Nas lang“ nach Deutschland geeilt, etwa auch in den Sommerurlaub seines deutschen Kollegen … Wie auch immer, die Botschaft des Autors ist die: „Der Pfad, der zu einer Lösung führt, muss in Deutschland gefunden werden“, wozu er auch in seinem Interview für die Süddeutsche Zeitung stand (13.12.2012 – „Die Bundesbank zerstört den Euro“). Doch bleiben wir beim Buch – hier einige prägnante Zitate als Appetizer: „Leider hatten die europäischen Behören kaum begriffen, wie die Finanzmärkte wirklich funktionieren.“ (S. 33) „Bis zum Crash 2008 besagte die beherrschende Ansicht …, die Preise von Finanzinstrumenten würden alle verfügbaren Informationen … exakt widerspiegeln. Das stimmt aber nicht. Die Finanzmärkte haben es nicht mit der gegenwärtigen Wirklichkeit zu tun, sondern mit der Zukunft – und die ist eine Frage der Voraussage, keine Frage des Wissens.“ (S. 71) Das legt Soros dann anhand der CDS (Credit Default Swaps) im Detail dar – es kann einem schwarz vor den Augen werden! (Welches Schindluder damit getrieben werden konnte, ist übrigens auch belletristisch wunderbar verständlich verarbeitet worden, etwa im Thriller „Bad Bank“, den ich auch für GABAL-impulse rezensiert habe.) „Die Mitgliedsländer [der EU] teilen sich zwar eine gemeinsame Währung, aber was die Staatsverschuldung angeht, sind sie auf sich gestellt.“ (S. 98) Das hätten inzwischen diverse Politiker außerhalb von D gerne anders, siehe etwa Noch-Eurogruppen-Chef Juncker, etwa in einem SZ-Interview (30.07.2012), worin er auch daran erinnert, dass D nach dem II. Weltkrieg durchaus profitiert habe – von der Unterstützung anderer Länder. Hmm. Doch es geht Soros um den Gesamtblick, also um die Weltwirtschaft: „Die Ungleichgewichtige in den Vereinigten Staaten [sic!] sind das Spiegelbild der chinesischen. China wird von der Inflation bedroht, die Vereinigten Staaten von Deflation. Mit fast 70 Prozent des BIPs ist der Konsum in den V.S. zu hoch.“ (S. 115) Sieh an! Dennoch schlägt er „drei Schritte zur Lösung der Eurozonen-Krise“ vor (S. 134ff.), nämlich „… eine Reform und Rekapitalisierung des Bankensystems; die Einführung von Eurobonds; einen Ausstiegsmechanismus.“ Ergänzt wird das mit einem „7-Punkte-Plan zur Rettung der Eurozone“ (S. 154ff.) – vielleicht wäre Soros der bessere Berater gegenüber den Regierungschefs klamm gewordener EU-Staaten? Alles darin läuft übrigens stark auf „gemeinsames Handeln“ hinaus, dessen Sinn sich auch kaum in Abrede stellen lässt. So gesehen, wichtige Diskussionsbeiträge – und eine exzellente Basis, Geschehnisse wie auch Sichtweisen Beteiligter besser zu verstehen! – Das Werk ist ein in sich schlüssiges Zusammenspiel diverser vom Autor veröffentlichter Artikel, mit denen er die Finanzkrise und deren Folgen begleitet hat.  – HPR

Hanspeter Reiter