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Knochensuppe 1

Autor Kim Young-Tak
Verlag Goldkonda
ISBN 978-3-96509-041-5

geboten – wenn auch in einem verrückten Mix mit Fantasy und Dystopie: Da gibt es Teleportation als Basis für Zeitreisen und eine Tsunami-gefährdete Unterstadt, irgendwo in (Süd-)Korea … Einen Glückgriff hat der Verlag getan, sich die deutschen Rechte zu sichern: Die Übersetzung gibt offenbar den besonderen Stil des Autors erkennbar wieder, eher restringiert statt elaboriert, mit gewisser Hektik. Das entspricht in Maßen moderner Film-Ästhetik – und könnte Anlass sein, daraus eine Graphic Novel zu gestalten. Doch zur Story:

Zeitreisen
…sind hier mehr oder weniger selbstverständlich, wenn auch durchaus gefährlich: Eine Garantie für Wiederkehr wird abgelehnt, vom Reisebüro. Nun, „mehrmals wurde die Stadt Busan von Tsunamis verwüstet, viele Bewohner wurden getötet oder verloren ihre Häuser. Im Jahr 2064 wohnen die Reichen in der „Oberstadt“, während sich die Armen in der „Unterstadt“ angesiedelt haben. Ihr einziges Ziel ist es, so viel Geld wie möglich zu verdienen, um ihr armseliges Leben hinter sich zu lassen und in die Oberstadt aufzusteigen – dafür würden sie alles tun: Extremes, Illegales und nicht zuletzt Tätigkeiten, bei denen man sein Leben riskieren muss. Als eine äußerst gefährliche Form des Zeitreisens möglich wird, werden die Bewohner der Unterstadt von den Bürgern der Oberstadt angeheuert, um nostalgische Gegenstände aus der Vergangenheit zu holen.“ Was wohl eben diese verändern könnte – hier eher am Rande mit überlegt… Leser erlebt unterschiedliche Perspektiven handelnder Personen, teils fließend ineinander übergehend. So auch diese:

Küchenhelfer, Mörder und Ermittler
…sind aktiv, siehe den Titel – im Zentrum „so auch Lee Uhwan, der den ganzen Tag in der engen, schwülheißen, stinkenden Küche einer Gaststätte als Küchenhilfe arbeitet und von seinem Chef beauftragt wird, eine Zeitreise in das Jahr 2024 [eigentlich ins Jahr 2019…] zu unternehmen, um ihm ein verloren gegangenes Rezept für eine Knochensuppe zu besorgen.“ Die ihm dann auch besonders munden wird, mit viel Umami (S. 41f.): „Uhwan, der sich weder an seine Kindheit noch an seine Familie erinnern kann und ein zutiefst einsamer Mensch ist, schafft es tatsächlich, unbeschadet in die Vergangenheit zu kommen. Er nimmt einen Job in einem Knochensuppen-Restaurant an, wo er schließlich erfährt, dass der Besitzer sein Großvater ist, der Sohn des Besitzers sein Vater und die aktuelle Freundin des Sohnes seine zukünftige Mutter. Und er erkennt, was es bedeutet, endlich Teil einer liebevollen Familie zu sein. Uhwan, der seine Familie nicht wieder verlieren will, beschließt, in der Vergangenheit zu bleiben – doch damit setzt er eine Kette an Ereignissen in Gang, die alle in größte Gefahr bringt …“ – ihn selbst inklusive. SciFi? Ja, neben dem Kern „Zeitreise“ dann die eine oder andere Technologie, die heute durchaus schon bekannt ist, siehe Laser/Gamma Knife (kenne ich aus der Medizin als „Cyber Knife“) – und auch dystopisch anmutende Gesellschafts-Kritik, etwa billige Arbeitskraft oder Abwerbung im Sport (S. 122f.), auch Schönheits-Chirurgie (S. 188 etc.). Spannend mit wechselnden Bögen über die 400 Seiten hinweg! Es bleiben gleich mehrere Cliffhanger, die miteinander verwoben sind – und so die Spannung halten, für den schon angekündigten Fortsetzungs-Band „Die Nacht, in der zwölf Menschen verschwanden“: Leserschaft darf gespannt sein … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter