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Wahnspiel

Autor Kilian Eisfeld
Verlag Knaur
ISBN 978-3-426-52497-8

„Lynchjustiz oder grausamer Ritualmord?“ – diese Frage wird erst spät nach spannender Handlung auf mehr als 400 Seiten beantwortet, wenn sich der Plot auch a bissal andeutet…

Eine rechtsextreme Burschenschaft
…rückt früh in den Fokus der Ermittler (S. 148f. etc.), in deren Umfeld sich ein Sexualmörder vor seiner Tat bewegt hatte. Primär allerdings als Incel in entsprechenden Internet-Communitys unterwegs: Frauenfeind erster Güte… „Der erste Fall für die Heidelberger Kommissare Alex Schwerdt und Sofija Marković. Als der Mörder Lukas Schneider vorzeitig aus dem Gefängnis kommt, verwandelt sich das beschauliche Heidelberg in einen Hexenkessel. Ein Online-Mob ruft zur Lynchjustiz auf. Schneider verschwindet. Seine abgetrennte Hand wird mitten in der Stadt gefunden. Der bizarre Fall zwingt Sofija Marković, die kompetente, aber menschlich unterkühlte Chefin des Dezernats für Kapitaldelikte, den unkonventionellen Alex Schwerdt zu sich ins Team zu holen. Obwohl Markovic, die von ihren Mitarbeitern »die Kaltfront« genannt wird und der »Nerd« Alex verschiedener nicht sein könnten, können sie bald erste Erfolge vorweisen. Doch je mehr sie über die Hintergründe der Tat herausfinden, desto rätselhafter wird der Fall – und sie ahnen, dass sie einem alten und grausigen Geheimnis auf der Spur sind …“. Das Jura-Milieu spielt am Rand eine Rolle – obwohl, schließlich rückt es wieder mehr in die Mitte, im weitesten Sinne… Die Akteure sind als ziemlich spezielle Charaktere beschrieben, die sie zu Individualisten machen, schwierig für manchen, doch letztlich erfolgreich eben wegen ihres Charakters.

Geschichtliche wie moderne Zeiten
…sind relevant, wodurch einerseits ein Sittenbild von Internet und Hate-„Kultur“ unserer Zeit entsteht (S. 219ff. etc.), zum anderen erfreulich viele interessante historische Informationen einfließen – oder gar in Kombi, Gaming inkl., etwa S. 311ff.. Das gehört zum Wesenskern des Schreibers, denn »Wahnspiel« ist der erste Krimi von Kilian Eisfeld, der als Daniel Wolf historische Romane schreibt, die regelmäßig ganz vorne auf den Bestsellerlisten stehen. Und der gerade in diesem Krimi seine Expertise exzellent auszuspielen vermag, war er doch „im früheren Leben“ Sozialarbeiter in einer psychiatrischen Klinik… Siehe die Auftritte des behandelnden Psychiaters (u.a. S. 64f.) . Voila, Spannung pur einerseits, unterhaltsam präsentierte Infos andererseits – eine feine Mischung für Leser mit Anspruch, denen hier ein wahres Lese-Vergnügen winkt! Ach, mit netten Cliffhangern – da mag Fortsetung folgen  … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter