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Handbuch Zeitschriftenforschung

Autor Oliver Scheiding/Sabina Fazli (Hg.)
Verlag transcript
ISBN 978-3-8376-5113-3

„Eine Einführung (Edition Medienwissenschaft)“ bietet auf deutlich über 600 Seiten einen umfassenden und tiefschürfenden Reader in vier Teilen.

Zeitschriften als Imaginationsraum und Anschauungsform
…der Gesellschaft erläutern das Herausgeber-Duo einleitend. Und kurz gefasst geht es bei den 43 Beiträgen von einem 45er Autorenkreis hierum: „Wie werden Gesellschaften in Zeitschriften betrachtet und welche Übersetzungsleistungen bieten jene in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten? Um diesen Fragen nachzugehen, analysieren die Beiträger:innen des Bandes das Zusammenspiel von Textgestaltung, Design, Inhalten, Infrastrukturen und Zielgruppen von Zeitschriften. Sie erweitern den Blick im Rahmen einer differenzierungstheoretischen Forschungsagenda und betrachten Zeitschriften als materialisierte Zeichensysteme und kommunikative Artefakte innerhalb der materiellen Kultur der Gesellschaft.“ Womit für Interessierte außerhalb des Forschungsraums „Einführung“ deutlich überschritten wird  …

Inhalte kurz gefasst
… eben in vier Teilen: I Gegenstandsbereiche der Zeitschriftenforschung (als Objekt, Rezeption) II Fachkulturen und methodische Ansätze (Literatur- und Buchwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Mediengeschichte, Kulturw., Kommunikationsw., Translationsw., Linguistik, Digital Humanities) III Fallbeispiele IV Ein Ausblick (Lehre, Praxis, Zukunft). Eine Menge Eselsohren habe ich hinterlassen, die auch mit Weiterbildung zu tun haben: multisensorische Lektüre (§. 89ff.), Bild-Schrift-Konstellationen (u.a. Comics als finales Medium für sequenzielle Bild-Narration, S. 112f.). Höchst relevant der „Zusammenhang zwischen Blickbewegungen und kognitiven Prozessen beim Lesen“ (S. 172ff.), auch für Marketing-Themen, bis hin zu „Zeitschriftenlesen und Affekt“ etwa S. 188f. rund um Achtsamkeit und ähnliche Themen. Natürlich geht es vielfach um Zielgruppen-Orientierung (z.B. „Whom“ S. 329ff.), gerade wieder aktuell bei den Bertelsmann-Magazinen (ehemals G+J, inzwischen bei RTL – jeweils 1/3 wird vsl. eingestellt bzw. verkauft, im Spätwinter 2023 angekündigt). Virtuelle Existenz wird S. 514f. thematisiert, denke an Virtual Reality und deren Varianten. Interessant auch der Blick auf „Zeitschriftenkategorien“ (S. 594ff.) mit Magazin – Megazin – Metazin etc. Was mich an meine anfängliche Funktion im ersten Nach-Studiums-Job erinnerte, einen Magalog (oder Catazin) zu entwickeln: Kombination aus informativem Magazin und werblichem Katalog, en vogue Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre …

Auch noch Comics
… oder was? Ja, neben der schon erwähnten Bild-Schrift-Konstellation auch Karikaturen im 19. Jh. (S. 255) und Pulp-Magazine zu Science-fiction-Themen, die schließlich in Superhelden-Comics mündeten (S. 308ff. Amazing Stories usw.). Gedruckte Fotografie als eine Art Vorläufer (meine Interpretation) siehe S. 362 (und davor). Unter den Fallbeispielen gibt es einen Beitrag zum Pferde-Mädchen-Comic „Die Wendy und ihre Welt“ (S. 431ff.). Wer sich also für dieses besondere Medium visualisierter Literatur interessiert und Zusammenhänge erschließen will, greife ebenfalls zu diesem Reader! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter