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Dr. med. Karl May

Autor Johannes Zeilinger
Verlag Karl May Verlag
ISBN 978-3-7802-0572-8

„Medizinisches im Leben und Werk Karl Mays“ ist auf mehr als 400 Seiten als ausgiebige Analyse geboten …

Arzt pour´l Arzt?!
Nun, als „gelernter“ Hochstapler ist der berühmte Schriftsteller in vielerlei Rollen geschlüpft. Und auch „der unerfüllte Wunsch des jungen Karl May, Arzt zu werden, hat in seiner Romanwelt zahlreiche Spuren hinterlassen. Dort brilliert nicht nur Karl Sternau mit seiner umfassenden ärztlichen Kunst, auch Kara Ben Nemsi und Winnetou erstaunen mit ihren vielseitigen medizinischen Kenntnissen und Erfolgen. Zahlreich sind daher Krankenheilungen, die mal penibel recherchiert und mal fantasievoll ersonnen sind. Der Band ist mit seiner Auflistung all der medizinischen Episoden nicht zuletzt auch ein Spaziergang durch die Geschichte der Heilkunst und schließt überdies die komplexe Persönlichkeit des kreativen Schriftstellers in seine analytische Betrachtung mit ein. Mit ca. 15 SW-Abbildungen.“ Geschrieben von einem Experten, der damit seine Dissertation aufs Neue aufgegriffen und in weitere Dimensionen erweitert hat. Schon beeindruckend, was alles sich so anfinden lässt, bei genauerem Hinsehen: Ein volles Dutzend an Themen-Kapiteln ist entstanden, u.a. mit diesen Erkrankungen: Blindheit (u.a. S. 45, dort inkl. Arno Schmidts Analyse), Kinder-Krankheiten (inkl. Pocken & Impfung, im Rahmen von Karl Mays Mutters Ausbildung zur Hebamme, s. S. 82ff.), Paranoia & Co. (S. 112ff. – „Seelen-Krankheiten“), Orthopädisches (S. 214 Sprunggelenk etc.), Scheintod und Nahtod-Erfahrung (auch aufgrund der Ängste seiner Mutter – Thema S. 240 zusammen gefasst, wieder aufgegriffen bei „Gift“ und Graf Ferdinando (S. 252f. etc.), indianische Heilkunst (S. 276ff. usw.), Naturheilkunde (u.a. S. 304f.), Kokain (S. 324f.)…

Eine Vielzahl an Diagnosen wie Therapien
…findet sich also im Werk des Autors, einiges verknüpft eben mit seinem eigenen Leben. Dabei spielt „die Erinnerung“ naturgemäß eine gewichtige Rolle – und uns Menschen durchaus mal den einen oder anderen Streich Siehe S. 15 ausführlich erläutert – und an weiteren Stellen wieder aufgegriffen). Womit sich die (ergänzende) Frage stellen mag, ob er sich noch mehr mit der eigenen Gesundheit beschäftigt hat als aus Belegen und seiner Autobiografie hervor geht?! War er gar eher ein Hypochonder als (wie hier vom Autor erläutert) geistig Verwirrter, von ihm positiv umgesetzt in hohe literarische Kreativität („affektive Störung“, u.a. S. 142ff.)? Wie auch immer, höchst interessant ist diese starke Analyse und Interpretation, was die zeitgenössische Medizin vor allem im ausgehenden 19. Jahrhundert angeht. Offenbar von Karl May exzellent recherchiert (siehe S. 180ff. zu berühmten Landsleuten wie Hahnemann) wie vieles Andere, etwa linguistische Aspekte angehend – ein noch zu bestellendes Feld, ein Desiderat also: Von mir bestens nachvollziehbar im Anwenden (Zitieren) etwa lappischen (samischen) Wortschatzes, zu den uralischen Sprachen gehörend, nah den finnisch-ugrischen verwandt, einem meiner Studienfächer, lang, lang ist´s her  … Wer Karl May gerne gelesen hat ist hier genauso gut bedient wie alle, die an Medizin-Historie interessiert sind! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter