Wintersonne

„Der Kopenhagen-Krimi (Kørner & Werner)“ lockt mit weit über 400 Seiten spannender Lokalkrimi-Unterhaltung, die doch weit mehr als ein dänischer Thriller ist: Drogen-Geschäfte und Geldwäsche deuten sich früh an.

Beziehungen
…stehen letztlich im Fokus, das Umgehen im Beruflichen einerseits, private Verbindungen andererseits. Und vor allem der Charakter des quasi dem Alltag entflohenen Ermittlers steht im Zentrum der Betrachtung, wenn auch vordergründig die Thriller-Handlung spannungsgeladen durchs Geschehen führt: „In Kopenhagen wird in einem alten Koffer die Hälfte einer Leiche gefunden. Anette Werner muss den grausamen Mord allein aufklären, denn ihr Kollege Jeppe Kørner nimmt gerade eine Auszeit vom Polizistendasein und ist für den Winter nach Bornholm gezogen. Doch bald holt ihn sein Beruf wieder ein, denn alle Spuren führen auf die abgelegene Insel – und tief in die Vergangenheit.“ Womit auch rund um den Ermordeten wieder Beziehungen nach vorne rücken – und wie sehr unsereins Menschen Emotionen überrollen können, auch noch nach Jahrzehnten. Leser wird durch dänische Landschaften geleitet und über diverse Spannungsbögen, die scheinbar in unterschiedliche Richtungen führen. Frustrierend fürs Ermittler-Duo, das sich wieder kehrend kurz vor der Lösung wähnt. Und dieses Mal getrennt voneinander agiert – agieren muss, agieren darf. Das ergibt interessante zusätzliche Volten, geschickt konstruiert und schließlich gelungen zusammen gefügt: Unterhaltsame Lektüre, spannungsgeladen und zugleich feinfühlig. Bis hin zu „gerade noch von der Schippe gesprungen“ resp. der Motorsäge entgangen. Die übrigens silbrig glänzend das Cover ziert – da kommt Gänsehaut auf! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter