Nach dem Schnee

Eigentlich ein Jugendbuch, handelt es doch vom Erwachsenwerden: Teenager Willo kommt von der Jagd nach Hause zurück – und alle sind weg – kein Haushalt, keine Familie mehr vorhanden. So beginnt eine wahre Odyssee in Schnee, Eis und Dauerwinter – denn eine neue Eiszeit hat aufgrund des Klimawandels ihre kalten Hände über Europa gelegt. In den „Städten“ herrscht harsches Regiment einer schwer greifbaren Regierung – doch von all diesem Geschehen versteht Willo nur soweit etwas, als er von den Erwachsenen Gehörtes interpretiert. Er macht sich auf den Weg, die Seinen zu suchen – und findet andere, unter anderem das Mädchen Mary, für das er sich ab sofort verantwortlich fühlt. Ääh, fast ab sofort: Vorher muss er mit sich selbst ins Reine kommen. Und erlebt ein Abenteuer nach dem anderen, erzählt meist als Wiedergabe seiner Gedanken, dann in bewusst einfach gehaltener Sprache.  Es geht um den Kampf mit wilden Tieren und den mit gnadenlosen Menschen – doch es gibt auch „Gute“ … Der Kampf mit den Unbilden eines Winters, in dem es an allem mangelt, was uns „zivilisierte“ Menschen das Leben erleichert – seien es Strom, Heizung, eine funktionierende Lebensmittelindustrie .. Also ein Thriller – und dennoch „all-age“, also für Erwachsene wie für Jugendliche zu empfehlen: Leser begleite den „Helden“ durch schwere Prüfungen. Vordergründig geht´s ums Überleben, doch der Willo am Ende des Buches ist ein ganz anderer Mensch als der vom Anfang: ziemlich erwachsen geworden. – HPR

Hanspeter Reiter