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Miss Lonelyhearts

Autor Nathaneal West
Verlag Manesse
ISBN 978-3-7175-2274-4

Ein Roman aus der Welt der Medien – deshalb hatte er mich interessiert. Und tatsächlich bietet er Einblick in die Zeit Anfang der 1930-er Jahre in den USA. Neu editiert und von Dieter E. Zimmer übersetzt, wurde er 1961 erstmals in Deutschland veröffentlicht. Das geschah im Original erst Jahre nach dem Tod des Autors, der zu Lebzeiten nicht reüssierte. Insofern ist´s wohl durchaus autobiografisches Nacherleben, was in diesem Roman in kurzen Kapiteln erzählt wird: „Schonungslos deckt der Roman den faulen Zauber eines Systems auf, das auf billigen Illusionismus setzt und Menschen vorsätzlich für dumm verkauft.“ (Klappentext) Das ist sehr pointiert, spiegelt jedoch die Rolle des (26-jährigen) Journalisten wieder, der als Miss Lonelyhearts Leserbrief beantwortet. „Er führt Existenzen vor, die die Fassade der Gutgläubigkeit nur mühsam aufrecht erhalten, um allabendlich ihren frust und das ganze unermessliche Leid der Menschheit im Whiskey zu ertränken.“ Dies nachzuvollziehen und besser zu verstehen, sind die ausführlichen „Einige Bemerkungen zu Miss L.“ (S. 125ff.) des Autors sowie „Anmerkungen“, „Nachwort“  und „Editorische Notiz“ vom Übersetzer Dieter E. Zimmer höchst hilfreich (129ff.). Die Kapitel-Überschriften sind irgendwie witzig-lapidar und nur bedingt aussagekräftig, also durchaus für Überraschungen gut, siehe „Miss L. und der plumpe Daumen“ (S. 27ff.) oder „Miss L. auf dienstlicher Exkursion“ (S. 55ff.) – bis hin zu „Miss L. macht eine religiöse Erfahrung“. Bestens auch für unterwegs, da handlich – und „trotzdem“ mit Leseband versehen. Und eben: in Kapiteln. – HPR

Hanspeter Reiter