Skip to main content

Bell ist der nächste

Autor Harry Dolan
Verlag dtv
ISBN 978-3-423-21398-1

Gerne fesseln lassen habe ich mich von der spannenden Handlung auch deshalb, weil zwei Perspektiven mich professionell interessiert haben: Eine der Hauptfiguren ist Synästhet – für ihn haben Buchstaben farbigen und beweglichen Charakter, was sehr verwirrend sein kann: „Ein seltenes Leiden, das sich bei verschiedenen Menschen auch unterschiedlich zeigte. Manche hatten die Empfindung, das Geräusche Farben erzeugten. Andere verbanden Stoffe mit Emotionen. In Larks Fall waren geschriebene Worte an Farbe und Bewegung geknüpft. Blumige Sprache neigte dazu, ihn nervös zu machen.“ (S. 24) Und ihm Kopfschmerzen zu verursachen. Hirnforschung spielt bei Erklärungsversuchen eine Rolle … Was wiederum dazu führt, dass er Adverbien zu schreiben meidet – sie sind grell und hektisch. Und wer hat´s gefunden? Die Tochter der Polizistin, die auf den Fall angesetzt ist: „Es geht nicht um das, was drinsteht … Es geht um das, was fehlt … Adverbien.“ (S. 149ff.) Interessant für mich auch aus linguistischer Sicht .. Doch letztlich geht es in diesem Thriller – um Politik. Damit verrate ich kein Geheimnis, denn sehr schnell wird klar, dass eigentlich im  Mittelpunkt die künftige Senatorin steht, deren Schwiegervater der jetzige noch ist. Und deren Vater wiederum als ehemaliger Polizist vor langen Jahren einen Bankraub verhindert hat, allerdings auf Kosten seiner Gesundheit: Aufgrund einer dabei erlittenen Schussverletzung querschnittgelähmt, sitzt er seither im Rollstuhl. Wie all dies miteinander verwoben ist … sein kann …, daran arbeitet der Krimi-Autor und –Redakteur David Loogan zusammen mit (oder auch parallel zu) seiner Lebensgefährtin, Detective Elizabeth Waishkey. Lesen Sie selbst, wie sich die Handlung in immer neuen Spannungsbögen fortführt, obwohl sie zwischendurch schon am Ende angekommen zu sein scheint … – HPR

Hanspeter Reiter