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Lebe mit Herz und Seele

Autor Dietrich Grönemeyer
Verlag Herder
ISBN 4-198337-507005

Was um Himmels willen ist denn ein „Bookazine“? Nun, der Untertitel verrät es dem Leser: „Sachbuch als Magazin“, gut erkennbar zwischen den (anderen) Magazinen, weil 90 Grad gedrehte Schrift, wie es sich in der Kiosk-Präsentation gehört. 92 Seiten inkl. Umschlag, darauf Anzeigen, wie Leser es von Zeitschriften gewohnt ist, zwei davon allerdings verlagseigen. Ein Objekt, das eindeutig auf Vertriebserlöse aus ist, denn im Innenteil fehlen Anzeigen komplett. Und es ist strikt textorientiert, das Magazin, damit ausgesprochen Sachbuch-like: Wenige Bilder strukturieren die Kapitel. Das Konzept stellt der Verlag zudem kurz vor: „Bookazines sind eine neuartige Mischung aus Buch und Magazin. In moderner, lesefreundlicher Magazinaufmachung wird klassische Sachbuchliteratur einem weiteren Leserkreis angeboten … (und) richten … sich an ein Bildungsbürgertum, das Hintergrundwissen und Einordnungsinformationen schätzt.“ (Editorial) Der Inhalt dieser Startausgabe? Dietrich Grönemeyer „exklusiv“, so das Titelbild, mit der Affirmation „Genieße das Leben. Es ist später, als du denkst.“ Was an das Metermaß erinnert, mit dem Speaker (wie Lothar Seiwert) schon mal abgreifen, wie viel von den (? 85) cm schon erledigt, wie viel noch zu leben seien. Sieben Haltungen stellt der Autor vor, etwa die erste (S. 18ff.) „Lebe jetzt und sei gegenwärtig. Nutze deine Zeit“ oder die siebte (S. 73ff.) „Engagiere dich als Weltbürger – und liebe deine Heimat“. Der Epilog nimmt den Leser, weiter zu machen: „Wohin geht die Reise?“ (S. 82ff., plus einem „Mein kleines Manifest für Lebenskunst – Rückhalt fürs Leben“). – Vielerlei Vorläufer ähnlicher Natur hat es schon gegeben: Fortsetzungs-Roman im 20. Jahrhundert, teilweise auch heute noch in Tageszeitungen … Kolportage-Roman im 19. Jahrhundert … Und natürlich die kompilierten und komprimierten Texte (mit Auszügen) bei Anbietern wie „Business-Bestseller“, also Abstracts. Letztlich alles „Appetizer“ mit dem Ziel, das Original zu verkaufen. Zeitgemäß insofern, als digitale Häppchen immer üblicher werden. Und wer sich (im Sinne des Wortes) schwer tut, mit einem „schweren Buch“ unterwegs zu sein, wird in der Bahnhofs-Buchhandlung (häufig „Presse“) durchaus lieber zu einem Buch greifen, das als Magazin daher kommt. Interessantes Experiment, machen Sie doch mit?!

Hanspeter Reiter