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Digitales Lernen – Ein Heilsbringer?

Kommentar von Dr. Werner Siegert, www.ziele-siegert.de, zu dem Artikel: Digitales Lernen – Ein Heilsbringer? von Michael Kühl-Lenjer.

Seit 1972 beschäftige ich mich mit medialem Lernen. Ein CBT-Programm der Hochschule Aachen wurde mit Unterstützung von IBM und einer Bank in NRW an Schülern und Schülerinnen der 4. Grundschulklasse zum Thema Zinseszinsrechnung getestet. Mit hervorragendem Ergebnis, auch Kinder, die in Rechnen sonst schlechte Noten hatten, haben sehr gut abgeschnitten, Landkinder ebenso gut wie Stadtkinder. Das Lernprogramm wurde auf Geheiß des NRW-Kultusministeriums zurückgezogen und durfte nicht weiter verwendet werden. Der vermutete Grund: „Der Lehrer aus der Steckdose“ war viel besser als die normalen Lehrer und Lehrerinnen. Eine Blamage.

Wir von „Plus“ hatten das Experiment begleitet. Später hat der Bayer. Bildungsverein für kaufm. Berufe CBT-Programme erfolgreich im Unterricht eingesetzt und für Unternehmen (Teilzeit, Pharmazie u.a.) entwickelt. Die habe ich erfolgreich einsetzen können. Ich habe noch Programme zum Thema Management und Zeitmanagement. Ich habe 60.000 DM in solche Lernprogramme investiert. Eine Fehlinvestition: Deutsche Unternehmen waren kaum bereit, CBT-Programme und spätere mediale Versionen einzusetzen. Vermutlich haben Trainer und Trainerinnen um ihren Job gefürchtet. Deutschland war Mitte der 80er Jahre an 38. Stelle im internationalen Vergleich des Einsatzes von medialem Lernen. In der Tendenz blieb das so.

Gute Deutsch-Lern-Programme wurden (nicht: werden!) erfolgreich für Ausländer eingesetzt. Computer-based Training (auf Disketten mit Lern- und Lehrer-Spur) gab den Lernenden Gelegenheit, schwierige Passagen so lange zu wiederholen, bis sie verstanden wurden. Dieser „Lehrer“ war geduldig, objektiv und nachhaltig. In München lernen Flüchtlinge und Migranten Deutsch im Frontalunterricht. Die Termine sind langfristig ausgebucht. Ich kenne eine der Lehrerinnen. Dabei könnte man längst Lernprogramme z.B. Deutsch-Ukrainisch / Ukrainisch-Deutsch für die ersten Lernstufen einsetzen.

Digitales Lernen in der Schule unter Verzicht auf gedruckte Unterlagen und Verzicht auf Handschrift, jederzeitigen Zugriff auf Google, halte ich für wenig einprägsam.

 



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