Kryo – Die Verheißung

„Die KRYO-Trilogie I“ verspricht also gleich zwei Fortsetzungen. Doch erst einmal gibt´s hier an die 350 Seiten über ein Thema, das auch Transhumanisten interessiert (S. 220 etc.)… SciFi, Fantasy, Wissenschafts-Thriller, eine Menge drin!

Ewiges Leben?
Ja, mit Fragezeichen – so deutet sich´s in den Diskussionen zwischen Protagonisten an: Im Zentrum stehen der Arzt Michael und seine Mutter Julia, die quasi auf der Flucht ist, vor einem Geschehen von vor Jahrzehnten. Beider Leben läuft nun nach längerer Distanz offenbar wieder aufeinander zu, fokussiert letztlich auf dieses Thema: „Die Optimierung des Menschen ist das Geschäft der Zukunft. Eine kalifornische Firma verkauft Blutplasma-Verjüngungskuren, Tech-Riesen investieren Unsummen in die digitale Bewusstseinsspeicherung. Und ein russisches Unternehmen verspricht durch die Konservierung des eigenen Leichnams ein Leben nach dem Tod. Währenddessen stirbt in Seattle ein obdachloser Junge an Herzversagen. Als der deutsche Chirurg Michael Wild beginnt, Fragen zu stellen, verschwindet er von der Bildfläche. Seine Mutter Julia ist entschlossen, ihn zu finden – doch sie hütet selbst ein Geheimnis, und ihre Gegner sind weitaus mächtiger, als sie denkt.“ Leser erlebt das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven: Jener von Julia, der von Michael (plus via Interviews mit einem Kryo-Unternehmer) – und einer von Vita, der Danilov-Ehefrau. Plus Rückblicke via Flashbacks bei Julia: fein konstruiert!

Human?!
Ja, das ist wirklich „ein hochaktueller, perfekt recherchierter Thriller über die Grenze zwischen Leben und Tod, die Schnittstelle von Mensch und Maschine und die Zukunft unserer Spezies.“ Rund um die Thematik, was eigentlich „human“ bedeutet, philosophisch wieder biologisch-medizinisch… Und was ist state-of-the-art? Da sind vielerlei Echt-Einblicke geboten, siehe etwa S. 60 zu Aktivitäten von Tech-Unternehmen im Silicon Valley – oder zu Kryo sehr konkret (S. 93 und rundum). Wie auch zu anderen Vorgehensweisen des Wieder-Jungwerdens (S. 132 etc. Blut-Transfusionen) oder auch zum Überleben nach Erfrieren (S. 168f.). Nette Ausflüge ins Linguistische haben mich natürlich interessiert (S. 261). Und dann die Überlegungen zum Transformieren von Bewusstsein und Erinnern ins Digitale, schon von Tad Williams in seiner Otherland-Tetralogie exzellent thematisiert (z.B. S. 315). Nun, auf den Folgeband darf die Leserschaft gespannt sein: Es folgt „Die Versuchung“, danach noch „Die Verfehlung“… HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter