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Fräulein Gold: Die Lichter der Stadt

Autor Anne Stern
Verlag Rowohlt Polaris
ISBN 978-3-499-00918-1

„Sehnsüchtig erwartet: Band 6 der Nr.-1-Bestsellerreihe um die Berliner Hebamme mit Herz und Spürnase.“ Ein unterhaltsamer wie informativer historischer Lokal-Krimi mit deutlich über 450 Seiten – auch dieses Mal wieder mit einer Menge zum Nachdenken…

Berlin, 1929:
Ein Schicksals-Jahr, in dem sich bedauerlicher Weise der Umschwung schon andeutet: Immer schwieriger wird es, als Jude erkennbar zu sein (S. 224 Vater Benjamin Gold, usw.) – und die vorüber gehenden Freiheiten für Homosexuelle werden ebenfalls bald wieder entschwinden (zeitgenössische Personen kommen ins Spiel, etwa Magnus Hirschfeld, siehe S. 128). . Nach wie vor gilt dies: „Hulda Gold arbeitet als Hebamme in einer Mütterberatungsstelle in Schöneberg. Für ihre Schützlinge tut sie alles. Aber sie muss auch für sich und ihre kleine Tochter Meta kämpfen, denn das Leben als alleinerziehende, ledige Mutter ist selbst in ihrem Heimatkiez alles andere als leicht. Als sie eine junge Schauspielerin am berühmten Theater am Nollendorfplatz betreut, lernt sie eine neue Facette ihres Viertels kennen: die faszinierende Welt der Künstlerinnen und Bühnenstars, in der nichts ist, wie es scheint. Doch mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise kämpft auch das Theater ums nackte Überleben. Als es zu einer seltsamen Einbruchsserie im Viertel kommt, ist Hulda alarmiert, denn nicht nur einer ihrer Freunde ist von der Gefahr direkt betroffen. Sie beginnt, Nachforschungen anzustellen, und muss all ihren Mut und ihren unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn unter Beweis stellen – nicht nur für sich selbst, sondern auch für Meta.“ Da geht es um Banden-Kriminalität und Abhängigkeits-Verhältnisse (zieht sich durch, S. 310f. z.B.), Beziehungen familiär wie potenziell im Sinne von „Liebe“ durchziehen das Geschehen (bis hin zu S. 394f.)…

Vielerlei Historisches ist verwoben
…und lässt die Leserschaft an der damaligen Zeit mit dabei sein: Kulturelles vor allem, siehe Dichter (wie Erich Kästner) und Politiker, die ihren Auftritt haben. Theater mit all den Schwierigkeiten, Stücke aufzuführen, deren Bühne heute vielleicht das Label „Programm-Theater“ erhalten würden, à la Programm-Kino. Einiges mehr über diese Zeit ist zu lernen, etwa zum Sport-Trend à la heutigem Fitness seinerzeit (S. 42) – oder rund ums Tanzen (S. 94f. usw.). Und wie soll Erziehung gehen (S. 144f.S, 171f., 335f., usw.), bestrafend oder unterstützend? Erhellend das Nachwort der Autorin S. 432ff. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter