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Hoshin Kanri

Autor Daniela Kudernatsch (Hsg.)
Verlag Schäffer-Poeschel
ISBN 978-3-7910-3218-4

Ein Buch, das mehr den Bereich der „angewandten Betriebswirtschaft“ im Langnamen von GABAL e.V. angeht, damit den er Organisationsentwicklung: „Unternehmensweite Strategieumsetzung mit Lean-Management-Tools“. Womit Sie als Trainer, Berater, Coach evt. mal in der Rolle des Interim-Managers gefragt sind, der Führungskraft auf Zeit, die jenseits punktuellen Auftretens Unternehmen oder Profitcenter über eine längere Zeit intern begleiten. Was konkret ist das eigentlich, was da so japanisch daher kommt? Tatsächlich handelt es sich um einen Re-Import mit Upgrade, haben doch „die Amerikaner“ eigene Vorgehensweisen rund ums Lean-Management vor vielen Jahrzehnten ins Nachkriegs-Japan exportiert. Ich fühle mich an die Pizza-Story erinnert: Angeblich kam das ursprünglich italienische Arme-Leute-Essen Pizza, von US-Soldaten in Südeuropa im 2. Weltkrieg entdeckt, über die USA (und italienische Migranten) wieder nach Italien (und letzlich Europa) zurück, dann deutlich luxuriöser in den Beilagen … Bei Hoshin Kanri geht es mehr ums „Aufmotzen“ für die Praxis, offenbar bestens gelungen und Elemente wie KVP integrierend. An die Stelle simpler Tools ist eine Philosophie getreten, die u.a. Toyota dazu gebracht, No. 1 in der Automobil-Welt zu werden (zwei Titel speziell dazu wurden hier besprochen). Der Re-Import ist denn auch unter anderem Namen manchen Managern besser bekannt, als „Policy Deployment“. Sie finden vieles Bekanntes wieder, so auch MbO (Führen mit Zielen) oder Deming´s PDCA (Plan-Do-Check-Act), auch die BSC (Balance Score Card) ist integriert. All dies allerdings mit veränderten Blickwinkeln, sodass Umdenken (Change!) für die meisten Anwender erforderlich ist – vor allem: Perspektive „langfristig“ gegenüber (US-typischer!) Kurzfrist-Zielverfolgung! „Schwerpunkt bei Hoshin Kanri ist die Umsetzung der festgelegten Ziele (Do-Phase). Dabei kommt es darauf an, die Führungskräfte dahin zu entwickeln, dass sie in der Lange sind, ihre Mitarbeiter zu der Umsetzung zu befähigen.“ (S. 4, siehe auch Tabellen S. 64ff. mit Vergleich FK-Entwicklung mit herkömmlicher Führung und Toyota Way of Leadership). Ansätze eben auch für klassische Weiterbildner?! Mir bis dato in dieser Ausprägung neue Tools (Elemente?) sind z.B. (Abb. S. 53) „Kaskadierung mit der X-Matrix“ und (Tabelle S.85) „Methoden in Verbindung mit A3-Reporting“ (gemeint ist schlicht das DIN-Format). Erfolgsfaktoren werden u.a. in 11 Regeln gegossen (S. 131ff.), darin Regel 8 „Stellen Sie Mentoren, Coaches oder die Unterstützung durch einen Sensei zur Verfügung“ – wir sind gefragt, auch extern nämlich! Besonders „lebendig“ wird das Konzept infolge des starken Praxis-Teils mit vielen Umsetzungs-Beispielen, berichtet von Verantwortlichen der Unternehmen (etwa Siemens) – und zwar jenseits von „best practice“, durchaus auch mit Hinweisen auf Schwierigkeiten und Fehler, etwa durch Controlling-Einfluss. Abschließend folgen zwei Kapitel „Von der Voraussetzungen bis zur Vollendung“, u.a. „Führung im Hoshin-Kanri-Prozess: Herausforderungen und Erfolgsfaktoren“ (S. 301ff.). Zu empfehlen für alle, die PE und/oder OE-Prozesse anstoßen, begleiten, unterstützen!

Hanspeter Reiter