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Denken ist dumm

Autor Scherrer,Hermann
Verlag GABAL Verlag
ISBN 978-3-86936-384-4

Das Buch ist eine Herausforderung zur eigenen Selbstreflexion des Lesers und unterstützt Seite für Seiten einen sich weiterentwickelnden Umdenk- und Wandlungsprozess. Es ist ein Buch für fortgeschrittene Leser, die die Bereitschaft zur eigenen Weiterentwicklung mitbringen. Wer für sich den Stillstand wählt sollte es besser nicht lesen, dafür ist das Buch zu gut. Es verführt dazu einzusteigen in die Irrwege des Denkens und ermutigt gleichzeitig die eigene Gedankenwelt zu reflektieren.

Schon das Inhaltsverzeichnis ist aufgrund der  Überschriften eine Einladung zu einer Reise in 6 Teilen. Eine begehrenswerte Einladung, denn jede Kapitelüberschrift fasst nicht nur prägnant und treffend den Inhalt der Ausführungen zusammen, sie wecken auch eine Neugierde und erhöhen die Spannung weiterzulesen.

Es ist dem Autor gelungen das äußerst komplexe Thema der doch so menschlichen Denkvorgänge verständlich und doch wissenschaftlich, faktisch und zugleich interessant aufzuzeigen sowie den Leser in eine eigene Tiefe zu bringen, aus der heraus er immer wieder zu dem eigenen Denken zurückgeführt wird.

Schon die Einleitung kennzeichnet sich durch gute Beispiele. Dies setzt sich im gesamten Buch weiter fort, wo humorvolle Darstellungen, Rätsel und wertvolle Literaturhinweise den Leser von Kapitel zu Kapitel führen. Tests,  Übungen  und Highlights unterbrechen den Text und helfen theoretische Informationen  aufzunehmen, sie zu verstehen. Jede durch Hermann Scherer aufgestellte Behauptung oder These wird mit einer große Sammlung ausdrucksvoller Rätsel, sportlicher Denkübungen aus der Forschung sowie Beispielen unterlegt, so dass der Leser es selbst ausprobieren kann

Der Leser entwickelt eine große Freude am Lesen, am Üben und Ausprobieren. Es ist Überraschung und Herausforderung zugleich. Aber auch ein Spiegel, der uns aufzeigt, wie unser Denkapparat funktioniert und welche Hilfestellungen wir nutzen können um Schwachstellen aufzuzeigen sowie durch diese zu lernen.

Besonders möchte ich hervorheben, dass ohne jeden Vorwurf auf eigene Abwehrstrategien, die neuen Ideen/Gedanken verhindern, hingewiesen wird. Hier werden auf eine ganz samte und keinesfalls manipulative Weise Paradigmen verändert und ein Hinweis gegeben, wie stark unser Weiterdenken blockiert ist, bzw. Bauchentscheidungen oft ohne Denken eine Alternative bilden. Ein Denk – und Weiterentwicklungsansatz unterstützt eine kritische Analyse des eigenen Denkens.

Zwei Erörterungen haben mich besonders gemahnt:

  • Die Beschreibung der Komplexität von Alltagssituationen, gefolgt von Anekdoten als unsere persönliche Entscheidungshilfe vom „Aufwachen bis zum Einschlafen“. Die Metapher, dass wir tagtäglich mehrfach komplexere Situationen meistern, als ein Schachspiel uns abfordern würde und es doch funktioniert. Denken wir aber über diesen Vergleich nach, so erscheint uns wiederum das Schachspiel als komplexer.

Dass unser übermäßiges Selbstverstrauen, was wir selbst häufig als zu gering einschätzen, einer Veränderung der Denkprozesse als Hindernis im Wege steht und geprägt ist, von dem Gedanken, „da ich gut bin, habe ich auch Recht“. Statt zuzulassen, dass, aus dem Buch direkt zitiert, „Irren ist menschlich, muss aber nicht sein.“/„Faustregeln und Heuristiken besser als ihr Ruf!“ 

Petra Warman