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Aktion Phoenix

Autor Christian Herzog
Verlag Wunderlich
ISBN 978-3-8052-0106-3

„Ein rasanter Thriller vor dem Hintergrund der Olympischen Spiele 1936 in Berlin“, ein historischer Lokalkrimi mit mehr als 500 Seiten… Mit geschicktem Mix aus Fakten und Fiktion, historische Ereignisse aufgreifend und integrierend: Darin eine Menge an wichtigem Geschichts-Wissen rund um Nationalsozialismus, Antisemitismus & Co.

Nazis gegen die Welt
Viereinhalb Monate wechselvolles Geschehen, mit vielerlei Beziehungs-Wirrwarr und geschickter Personal-Rochade sind hier erzählt, in der Zeit vor den Spielen, die propagandistisch (bedauerlich, aber wahr) ja tatsächlich exzellent ausgeschlachtet wurden… Und dazu mit Wendungen mit „Doppler-Effekt“. Und feinen Ideen, mögliche Interpretationen eigentlich fest liegender Bezeichnungen inkl.: Ja, „ein Komplott jenseits aller Vorstellungskraft, dazu ersonnen, die ganze Welt zu erschüttern: Berlin, 1936. Zu den Olympischen Spielen zeigt sich die Reichshauptstadt glamourös und weltoffen. Um den guten Eindruck bei Gästen und Reportern aus aller Welt zu bewahren, muss sich Hermann Schmidt vom Propagandaministerium mit hasserfüllten Schlägern und einer Widerstandsgruppe auseinandersetzen, die regimefeindliche Plakate aufhängt. Sein Leben gerät vollends aus der Bahn, als er sich in die Kunststudentin Anna Kollmann verliebt, die zu den Umstürzlern gehört. Unterdessen gerät auch der Zeppelin-Steward Georg Finkbeiner zwischen die Fronten und deckt ein schreckliches Geheimnis auf: Hinter der Fahrt der Hindenburg zur Eröffnungsfeier der Spiele steckt weit mehr als reine Propaganda. Ein perfider Plan…“, parallel zu einem kreativen anderen, bei dem ebenfalls das Luftschiff ein entscheidende Rolle spielen soll, von einer Widerstands-Gruppe kommend… Wie sehr menschliche Schicksale über Weltanschauliches hinweg verwoben sein können, wie stark Emotionen über Rationales „gewinnen“ – hierfür findet die Leserschaft vielerlei Belege im spannenden Hin und Her.

Chrono-Kolorit
…entwickelt der Autor ebenfalls geschickt – und dies auch mit dem Vokabular der damaligen Zeit, worauf er in seinem Nachwort S. 503ff. expressis verbis hinweist, als Trigger-Warnung quasi, siehe rassistischen und antisemitischen Wortschatz inkl. – und das ist gut so! Denn es geht u.a. ja gerade darum, den (Un-)Geist in der seinerzeitigen Gesellschaft deutlich zu machen statt zu schönen! Kreativ zudem, damals Denkbares aufpoppen zu lassen (siehe die Adaption der Weißen Rose, siehe die Lakehurst-Explosion des Luftschiffs Hindenburg…), um damit ein absolut spannendes Szenario zu entwickeln: Ich gestehe, in bestimmten Passagen durchaus kalte Hände bekommen zu haben, gerade zum Ende hin… Dazu kommt, dass manch Vorgehen und Geschehen an die Jetztzeit „erinnert“ – bedauerlich, doch nur zu wahr… Jedenfalls lesen! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter