Skip to main content

Forsberg und der Tote von Asperö

Autor Ben Tomasson
Verlag Droemer
ISBN 978-3-426-30750-2

„Mord auf der Schäreninsel“ setzt die Geschichte rund um den (vor allem für schwedische Verhältnisse  …) extrem empathischen Kommissar fort, mit weit über 350 Seiten.

Behinderte Kinder und Beziehungen
…durchziehen auch hier die Story, die vordergründig ein Lokalkrimi ist. Doch steckt vielmehr dahinter und drin. Doch erst einmal zur Geschichte, kurz gefasst: „Mord auf der Schären-Insel: Im Schweden-Krimi »Forsberg und der Tote von Asperö« werden ein toter Anwalt und die Geister der Vergangenheit zum 2. Fall für den schwedischen Kommissar Frederik Forsberg aus Göteborg. Ein brutaler Mord erschüttert die idyllische Schären-Insel Asperö: In einem abgelegenen Ferienhaus wird der Hamburger Anwalt Julius Reichenbach mit 18 Messerstichen getötet. Kommissar Forsberg ist sicher, dass der Bluttat ein zutiefst persönliches Motiv zugrunde liegt. Tatsächlich scheinen weder Reichenbachs Frau noch das befreundete Ehepaar Kai und Daniela Schwaiger den Toten sonderlich zu betrauern. Die Ermittlungen fördern schnell eine ganze Reihe von Motiven zutage, von Misshandlung bis zu einem Streit um eine große Summe Geldes. Doch bevor Kommissar Forsberg und seine Kollegin Anna Jordt den Kreis der Verdächtigen einengen können, geschieht ein weiterer Mord. Und was hat es mit dem geheimnisvollen Schattenmann auf sich, der vor dem Mord ums Haus geschlichen sein soll?“ Wenn es ihn denn gibt, was manch Team-Mitglied in Zweifel zieht… Eingestreute Flashback-Kapitel verweisen in einer Parallel-Geschichte darauf, dass einer der männlichen Protagonisten offenbar als Teenager mit dem Tod seines geistig behinderten Bruders zu tun hatte – doch welcher? Geschickt verwebt der Autor für (mindestens) drei der Männer eine solche „Es war einmal“-Erinnerung, die erst zum Showdown enthüllt und zugeordnet wird. Dazu kommt natürlich Frederiks eigene Geschichte: Seine (wahrscheinlich) leibliche Tochter ist Autistin, so gesehen „behindert“ (S. 196f. etc.): Auch damit geht´s voran, mehr oder weniger…

Belletristik kann weiterbildend sein
…auch und gerade für unsereins – das zeigt sich auch dieses Mal, etwa rund um Interkulturelles siehe: Schweden-Deutschland (Forsberg ist halb-halb, S. 37 usw.). Oder Körpersprache/nonverbale Kommunikation, etwa im Gefängnis überlebenswichtig zu unterscheiden (S. 79 etc.), empathisches Vorgehen bei Verhören (etwa S. 180f.), sinnliche Erinnerungen (à la Prousts Madeleine in „Eine Suche nach der verlorenen Zeit“, S. 249). Und dann natürlich …

Das Team
…ist nach wie vor eine Herausforderung, doch diese Beziehungen möchte der Kommissar ebenfalls beibehalten: In moderner Sicht erfreulich diverser Zusammensetzung zufällig entstanden (da gibt´s einiges Anregendes für Weiterbildner jeglicher Couleur – Trainer, Coaches, Berater, Führungskräfte…), fällt es ihm schon schwer, die Charaktere voran schreitend zu führen – und seinem Chef erst recht, der ihn allerdings rundum stützt. Wie auch sein Therapeut Mats, der ihm jederzeit mit Rat zur Seite steht (z.B. S. 146f. usw.). Seien es Fälle wie der aktuelle, sei es seine schwierige Beziehung zu Lea und deren (seiner?!) Tochter Emma, in den Fängen des von ihm schon lange verfolgten Waffenhändlers… Naja, so bleiben natürlich auch hier einige Cliffhanger, die schon jetzt die Spannung auf den Folgeband hochhalten – und die Neugier stärken. In der Tag – „atmosphärisch, hoch spannend, nordisch gut: Ben Tomassons Krimi-Reihe aus Schweden ist perfekte Urlaubslektüre! Seinen ersten Fall löst der sympathische Kommissar, der nicht lügen kann, im Schweden-Krimi »Forsberg und das verschwundene Mädchen«.“ – von mir hier ebenfalls besprochen! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter