Das Tor zur Ewigkeit

Ein historischer Roman, der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts spielt, in England. Die Tochter eines Schmiedemeisters entzieht sich der Verpflichtung, Nachfolgerin zu werden. Ihr Ziel ist es, der Großmutter nachzueifern, die als Glockengießerin hohes Ansehen genossen hatte: Überraschend für diese mittelalterliche Zeit, wenn man die Rolle der Frau damals ins Kalkül zieht. So gesehen, fast eine Exotin wie „Die Päpstin“ … Vielerlei Abenteurer hat sie zu bestehen, viel Leid erfährt sie direkt wie indirekt – und muss mit Ränkespielen und Intrigen umgehen lernen, in der unmittelbaren eigenen Umgebung wie in Situationen des königlichen Hofes, mit dem sie via adeliger Verwandtschaft verbunden ist: Interessante Einblicke in gesellschaftliche Strukturen des spätmittelalterlichen Englands! Hin- und her gerissen zwischen Männern völlig unterschiedlichen Charakters, beinahe zwischen ihnen „zerrieben“, schafft sie letztlich ihr Ziel – und ist dennoch Frau in jeder Hinsicht, wird z.B. auch Mutter … Spannend wie interessant – und weiter bildend: Sehr schön die Passage, in der die „Heldin“ Catlin ihrem Ehemann rät, wie der das „Verkaufsgespräch“  mit dem Erzbischof von Canterbury führen solle, von dem er sich einen Glockengieß-Auftrag verspricht, via Catlin´s altem Bekannten aus Jugendzeit, Thomas (S. 401f.): „Überfordere den Erzbischof nicht … Sprich von der Glocke, aber vergiss nicht, vor allem die Kathedrale, ihre Bedeutung und ihre Schönheit zu loben, rede mehr von ihm und den Mönchen als von Tonharmonien. Sag ihm, wie sehr du ihn bewunderst, und erklär ihm, was die Glocke für den Ruhm seines Hauses bedeuten wird. Versprich ihm, dass die Glocke die Menschen zu Tränen rühren und sie in Scharen in die Messe rufen wird … Aber sprich nicht zu viel von Veränderungen …“ Tja, quasi eine Checkliste für Nachwuchs-Verkäufer, Werbetexter und Tele-Marketer – und natürlich eine herrliche Storytelling-Vorlage für alle Trainer, Berater und Coaches in diesem Metier „Kommunikation“! Ob es zu dem Auftrag kommt, möge Leser selbst eruieren – jedenfalls passiert noch vieles auf dem Weg dorthin … Viel Vergnügen beim Lesen – und Erkenntnisgewinn! – HPR

Hanspeter Reiter