Danowski: Sturmkehre
Autor | Till Raether |
Verlag | Rowohlt Polaris |
ISBN | 978-3-499-01240-2 |
Tja, das war´s dann wohl?! „Danowskis letzter Fall – eine Ermittlung, die ihn ans Ende der Welt bringt. Und darüber hinaus.“ Mehrdeutig – wie das zu verstehen ist, möge die Leserschaft sich erlesen, auf nachdenklich machenden 350 Seiten, „dennoch“ spannend-unterhaltsam…
Von Nord-Deutschland …
…nach Süd-Dänemark verschlägt es ihn, soviel sei schon mal „verraten“ – wobei, wie immer, entscheidet er das für sich: „Hauptkommissar Adam Danowski ist geliefert, seine Lage ist so bescheiden wie noch nie. Eigentlich hat seine Abteilung einen Erfolg zu verzeichnen: Der Fleetmörder ist gefasst, ein Serientäter, der seine Leichen Anfang der 1990er-Jahre in den Hamburger Alsterfleeten versteckt hat. Ein fulminanter Ermittlungsdurchbruch. Aber sein Chef sitzt Danowski im Nacken: Kienbaum, scharf auf den Posten als Polizeipräsident, will seine Cold-Case-Zahlen pushen. Und Danowski soll ihm helfen.“ Wobei sich heraus stellt, dass eben er (Kienbaum) eine durchaus intransparente Rolle dabei gespielt hatte… Nun, „es gibt einen Fall, der wunderbar ins Profil des Fleetmörders passen würde, findet Kienbaum. Eine Frau, in den Neunzigern verschwunden, nie aufgetaucht. Einen weiteren Mord könnte man diesem Täter doch sicher noch unterschieben. Danowski hat keine Wahl, denn Kienbaum hat ihn in der Hand. Er weiß etwas, für das Danowski in den Knast gehen könnte. Es gibt nur eine Möglichkeit, Kienbaum loszuwerden: Danowski muss die verschwundene Frau finden. Seine Suche führt ihn auf eine Insel, auf der ein einziges Haus steht. Und während Himmel und Meer im Sturm aufeinander krachen, steht Danowski vor der gefährlichsten Herausforderung seiner Polizei-Karriere …“. Nach all den todesnahen Ereignissen der Vorgeschichte also noch eins drauf?!
Selbstgerecht
…oder Gerechtigkeits-Fanatiker, welche Rolle nimmt dieser sehr spezielle Ermittler nun eigentlich ein? Und welche sein Chef Kienbaum – oder gar die Polizei-Präsidentin? Da tut sich was, im Laufe der Story, wiederkehrend und mit Fragezeichen… Jedenfalls öffnet sich die Hauptperson überraschend im Laufe der Geschehnisse, sei es gegenüber dem früheren Freund Finzi oder dessen Frau Meta – oder seiner eigenen Familie (S. 53 z.B.), ein heilender Prozess, fragt sich Leser? Und wohin das führen mag, ist eine Art Happy-ending überhaupt möglich, bei diesem höchst eigenen und eigensinnigen Ermittler, der meist mit dem Kopf durch die Wand zu gehen versucht. Frei davon, sich Gedanken über Konsequenzen zu machen, sei es für ihn, sei es für Kollegen, sei es für die Familie. Langjährige Therapie wie auch ‚Achtsamkeits-Kurse (S. 144 zur Atmung) haben daran etwas ändern können, wie es aussieht… Aufgearbeitet wird hier zudem vielerlei DDR-Geschichte (S. 131f. usw.), auch an der Figur der verschwundenen (und mglw. dem Fleetmörder zum Opfer gefallenen) Frau. Doch zentral geht es um die Ermittler und ihre Motivation und Intentionen, so auch Kienbaums: U.a. sein Innenleben wird der Leserschaft geöffnet, wenn der Autor dessen Gedanken sprießen lässt (S. 236f. z.B.) und so eine Art Austausch mit der Leser-Perspektive ermöglicht – Reflexion gar?! Wie einmal ein Lese(r)-Erlebnis der besonderen Art! Und ggf. anregend, sich die vorherigen Danowskis zu sichern. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de