Harpunentod

„Frau Scholles Gespür für Mord: Ein Amrum-Krimi | Spannung zum Wohlfühlen“ bietet also cosy-crime auf annähernd 300 Seiten – und zwar in (nord)deutschen Landen, mit naturgemäß einer Menge Lokalkolorit und auch –historie (etwa zu Walfang, S. 174f. usw. oder mit Keks-Rezept S. 285f. abschließend: dann man tau!)…

Alles Insel oder was?
Das mag manch Leser sich fragen – und die Antwort lautet: Jou! Willkommen also auf Amrun – oder besser „Moin!“. Und Vorsicht achten, denn „Amrum kann tödlich sein. Polizeisekretärin Frau Scholle und ihr Hund Dolores ermitteln: Unterhaltsame Inselspannung von einer Bestsellerautorin, die wie keine andere den Flair von Inseln, Küste und Meer einfängt.“ Und mit viel Alkohol, startend mit Whisky in Gedanken und Gespräch S. 27, später mit vielerlei lokalen Varianten fortgesetzt… Eine durchaus bekannte Konstellation tut sich auf, mang man mag sich an TV-Verfilmungen erinnern à la „Alles Klara“ oder „Adelheid und ihre Mörder“, mit eingeschobenen Notizen glänzend (S. 102 usw.) – und mit viel Verständnis für Kommunikation (etwa älterer Mitmenschen, siehe S. 124f. etc. – oder Verhör-Strategie S. 215f.)). Denn „Gabriele Scholle mag ihren Job als Sekretärin bei der Kriminalpolizei. Die gute Seele des Büros hat ein feines Gespür für Ungereimtheiten. Ihr Rat ist immer gefragt. Nun verlangt ihr Mann jedoch, dass sie mit ihm in Rente geht. Auf keinen Fall! Kurzentschlossen reist sie mit ihrer Labradoodle-Hündin Dolores nach Amrum. Dort will sich die Zweiundsechzigjährige die Nordseeluft um die Nase wehen lassen und zu sich kommen. Sie zieht in die Ferienwohnung von Kapitän Behrendsen.“ Bei dem sie spontan an Käptn Ahab denkt – der sich dann als angenehmer entpuppt als gedacht, bis hin zu Captain-America-Pyjama, nett (S. 152f.)…

Nord Nord – Mord!
Und zugleich als potenzieller Täter – denn: „Am nächsten Morgen macht sie auf einem Strandspaziergang eine grausige Entdeckung: Ein alter Mann sitzt tot in einem Ruderboot. In seiner Brust steckt eine Harpune. Ist es dieselbe, die der Kapitän am Vortag bei einer Führung über Walfang in der Hand hielt? Frau Scholle kann nicht anders, sie muss ermitteln. Behrendsen wäre ein guter Partner bei den Recherchen. Dumm nur, dass er einer ihrer Hauptverdächtigen ist. Der erste Fall für die unwiderstehliche Polizeisekretärin Frau Scholle: Sie hat einen feinen Sinn für Mord – und auch ihre Labradoodle-Hündin hat eine besondere Spürnase.“ Und sie (Frau Scholle) hat auch einen Sinn für Humor, den sie bei den Insel-Bewohnern erstmal hervor locken muss  … Apropos – interessant fand ich (auch) die Beispiele fürs Öömrang, die Amrun-Version der friesischen Sprache (S. 14 usw. usf.), durchaus anders als etwa Plattdeutsch! So wird die Hauptperson schon mal als „Bot“ angesprochen, so ihr Nachname übersetzt – was mich wiederum an Butt von Günter Grass erinnert hat… Die Cliffhanger deuten an, dass es (natürlich) eine Fortsetzung geben wird  …
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Hanspeter Reiter