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Die Insel des Zorns

Autor Alex Michaelidis
Verlag Droemer
ISBN 978-3-426-44765-9

„7 Personen, 3 Schüsse, 1 Leiche – Dramatische Rätsel-Psychothriller-Spannung“ verästelt und wieder aufgedröselt auf 350 Seiten. Mit einem in Zeiten virtueller (und anderer) Realitäten höchst relevanten Fokus = was ist real, was denn Phantasie = Theater?!

Theater also
…auf der Bühne wie im wirklichen Leben! Tatsächlich „mit reichlich Twists und Turns und einem überraschenden Ende, das atemlos macht, erzählt Alex Michaelides filmreife, raffinierte und psychologisch ausgefeilte Spannung zum Miträtseln. »Mein Name ist Elliot Chase und ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen, wie Sie sie noch nie gehört haben. Es ist eine Geschichte über einen Mord. Oder nein, warten Sie, vielleicht ist es in Wahrheit eher eine Liebesgeschichte? Die wunderschöne Lana Farrar, Ex-Hollywood-Star und eine der berühmtesten Frauen der Welt, verbringt die Ostertage für gewöhnlich auf ihrer griechischen Privat-Insel. Wie jedes Jahr lädt sie ihre engsten Freunde ein, dem englischen Wetter zu entfliehen und Ostern mit ihr zusammen auf dieser idyllischen Mittelmeer-Insel zu feiern. Lanas Freunde – das wären meine Wenigkeit, Elliot Chase, und Lanas beste Freundin Kate, ihr Ehemann Jason, ihr Sohn Leo aus erster Ehe sowie die beiden langjährigen Angestellten Agathi und Nikos. Stellen Sie sich vor, wie ein starker Sturm – von den Griechen „Der Zorn“ genannt – uns alle auf der Insel gefangen hält und unsere Auszeit sich plötzlich zur tödlichen Tragödie entwickeln und einer oder eine von uns sterben wird. Sie denken jetzt vielleicht, sie kennen diese Geschichte? Täuschen Sie sich nicht! Ich bin mir ganz sicher, DIESE Geschichte haben Sie noch nie gehört!« Was auch daran liegt, wie sie gestrickt ist – oder besser verstrickt: Vielfach gestaffelt sind die Abläufe, Wahres und Phantasie ineinander fließend – und je Akt (von fünfen) wieder voreinander getrennt…

Griechische Tragödien
…werden der Leserschaft nahe gebracht, denn sie sind hier vielfach geboten – auf der Insel mit dem trefflichen Namen Aura (die Göttin der Morgenbrise, geht es doch in dieser Story wieder kehrend um Wind, gar Sturm…), in den diversen Auftritten der Damen im Theater, schlicht in den Geschehnissen auch der Vergangenheit… Neben Myth(olog)ischem ist zudem Mystisch-Esoterisches geboten, auch durch den Insel-Namen schon angedeutet (Aura als Ausstrahlung), siehe etwa ein Kristall, der quasi eine Art Orakel darstellt, wenn auch unabhängig von Delphi (S. 77 usw.). Und was Theater erfolgreich und „aus“macht, findet Leser mehrfach erläutert, z.B. zur Dramaturgie (S. 155) – wieder was gelernt!

Das innere Kind
…als Konzept ist hier verarbeitet, zur Freude von unsereins Trainern, Coaches, Beratern, Führungskräften – Weiterbildung jeglicher Couleur halt! Da kommen Themen wie Glaubenssätze ins Spiel (frei davon, mit diesem Begriff benannt zu sein) – plus Therapie natürlich, für in der Kindheit misshandelte/missbrauchte Menschen: Konkret geht es auch positiv darum, was Jüngere ggf. von Älteren lernen können, hier am Beispiel des jungen Elliot, der sich mit einer deutlich älteren Frau verbindet und so u.a. mithilfe deren Privat-Bibliothek Zugang zu Literatur und Philosophie findet (S. 217: Seinerzeit als„das Kind“, über das er in Meta-Position mit dritter Person reflektiert – eine interessante Volte im Erzähl-Stil!
Auch hier klappt´s bestens damit Sachlich-Fachliches in Belletristik zu „verpacken“! So wird Unterhaltsames aus Informativem, wird derlei unterschwellig transportiert = Modell fürs Vermitteln?! So lese, oh Leser mwd! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter