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Amazon kennt dich schon

Autor Carsten Knop
Verlag FAZ Buch
ISBN 978-3-899-81301-2

„Vom Einkaufsparadies zum Datenverwerter“ trifft naturgemäß den Nerv – durchaus ungewollt: Derzeit ist (im Spätsommer 2013) nach wie vor der NSA in aller Ohren – durchaus im Sinne des Wortes J … Hier ist´s anders gemeint, es geht letztlich um Big Data: Erst das, was Jeff Bezos (resp. seine Mitarbeiter) aus den Kundenbeziehungen gelernt hat, aus dem Verhalten von Käuferinnen und Käufern, konnte er kontinuierlich seine Geschäftsfelder ausweiten. Vor kurzem dann bis hin zu einer Tageszeitung, die er sich (als Privatmann, wie betont wird) zugelegt hat. Was übrigens dazu passt, dass ihm auch schon Pläne nachgesagt wurden, Outlets zu gründen, also „vom Click zum Brick“ zu gehen – das eine tun, ohne das andere zu lassen. Der Autor breitet die komplette Geschichte aus, vom frühen Beginn des damaligen Investment-Bankers Bezos als erster nennenswerter Buchhändler im Internet mithilfe eines elterlichen Darlehens hin zur heutigen Daten-Krake (meine Worte, quasi zitiert aus Meinungen und Meldungen in den Medien), einem Online-Kaufhaus mit Produkten jeder Art. Ganz früh gehörte dazu die freundliche Anmache nach dem Anmelden, was es Neues für das Interesse dieses Kunden gebe. Zum ausgewählten Produkt gibt es weitere, die von anderen Kunden gekauft wurden, die eben dieses Produkt auch gewählt hatten. Es folgte das Erinnern daran, was Kunde angeschaut hatte, jedoch nicht gewählt usw. Bis hin zur Kunden-Bewertung und –Empfehlung, beim Buch klassisch die Rezension: Gerade das wird mehr und mehr in Zweifel gezogen – weil: teilweise gefälscht?! „Nach eigenem Bekunden versucht Amazon vor allem, eine Balance zu finden: Die Energie und Begeisterung, die echte Kunden in wahrheitsgemäße Produktbewertungen investieren, soll erhalten bleiben.“ (S. 57) Streitfall E-Books – hier strebt Amazon nach Marktbeherrschung, siehe Kindle-Lesegerät, und hat (nach Meinung vieler deutscher Verlage) das E-Book-Pricing kaputt gemacht. Lt. GfK hatte Amazon 2012 einen Anteil am deutschen E-Book-Markt von (je nach Quelle) 100 bis 175 Mio. € 46% Anteil, also fast die Hälfte. Ob da andere Marktteilnehmer (Weltbild [&] Co., selbst in Querelen verstrickt) mit ihrem tolino-Gerät etwas ausrichten können, steht – in den Sternen (S. 72f.). Dass Bezos seine Geschäftstätigkeit ähnlich ausweitet wie etwa Google, zeigt auch die Kooperation mit dem US-Softwarehaus Triggit (S. 84f.) – „Es geht um die Werbung“, so der Autor. Denn es „haben rund 30 % der amerikanischen Onlineeinkäufer Ende 2012 ihre Suche bei Amazon begonnen, verglichen mit 13 %, die dazu eine Suchmaschine wie Google genutzt haben.“ Oha! Weiteres Thema „die Cloud“ (S. 96ff.), die nich timmer funktioniert – und die (via Server in den USA etc.) Zugriff für NSA [&] Co. ermöglicht: Amazon als EDV-Dienstleister also … DHL in Deutschland freut sich darüber, dass dies gilt: „Weihnachten geht nichts mehr ohne Amazon und Tablets“ (S. 118ff.) – und muss sich sorgen, denn kolportiert wird auch, dass der Internet-Riese plane, einen eigenen Zustelldienst zu installieren. Das erinnert an Hermes (von Otto), die inzwischen flächendeckend natürlich vieles Andere transportieren als nur hauseigene Bestellungen auszuliefern … Was also tun, Branche? „Unsere neue Buchhandlung“ (S. 145ff.) muss dann wohl anders aussehen als bisher, und dafür gibt es Beispiele: Kooperationen mit Institutionen und anderen Partnern ermöglichen es, eine Plattform (auch im Internet!) zu bieten, die Menschen anzieht. Auch über das gedruckte Buch hinaus …Anstelle eines Fazits liefert der Autor einen „Epilog – Von Vulkanausbrüchen und Neuanfängen“, was eine Metapher „schöpferischer Zerstörung“ (S. 149ff.) … Regt zu vielerlei Nachdenken an, eigene Geschäftsmodelle zu überprüfen: Wo könnten Gefahren und Risiken lauern, wo Chancen, die nur aufzuheben sind. Vielleicht mal wieder SWOT-Analyse betreiben? – HPR

 

Hanspeter Reiter