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Kalewala

Autor Gisbert Jänicke
Verlag Jung und Jung
ISBN 978-3-902144-68-3

Das ist das berühmte Epos, zusammen getragen und zusammen geführt von Elias Lönnrot und 1849 erstmals veröffentlich, nach langer Zeit in einer neuen Übersetzung: Jene, die ich vorher kannte, stammte noch von „meinem“ Finnougristik-Professor (für die ostsee-finnischen Sprachen) Hans Fromm. So musste ich mir diese neue natürlich besorgen, auch wegen meiner für Mitte 2014 geplanten Finnland-Reise, zusammen mit zwei Kumpels, nach langen Jahrzehnten der Pause. Nun, was ist inhaltlich zu sagen? Der Klappentext des Verlags fasst sehr schön zusammen, was in 100.000 Versen nach und nach als lyrische Erzählung entwickelt wird: „Kalewala, das Land des Urvaters Kalewa, ist Schauplatz dieses groß angelegten Freskos der mythenumsponnenen Frühzeit Finnlands … Von der Erschaffung der Erde erzählt dieses Epos,“ – und steht damit neben der Bibel genauso wie neben dem Gilgamesch-Epos und weiteren Wiedergaben ein und der gleichen Mythen weltweit – „von der Kultivierung des Bodens und dem launischen Meer …“. Doch sind es vor allem die Personen, von den Leser auch dann schon mal gehört bzw. gelesen haben mag, wenn Finnland ihm ansonsten eher ferner liegt: „… von den Begegnungen  mit dem schemenhaften Land im Norden, um dessen Tochter Wäinämöinen, Lemminkäinen und Ilmarinen gleichermaßen warben. Doch auf die Freier warten gefährliche Aufgaben – ein Boot muss gezimmert werden, zu dessen Vollendung drei Zauberworte fehlen, des Teufels feuerspeiendes Ross ist zu zähmen, ein Natternfeld zu pflügen …“. Ein Werk, das kaum in einem Rutsch durchzulesen sein dürfte, bei aller Spannung. Die originale Lyrik, das Spiel mit den Worten, es scheint der neuen Übersetzung gut gelungen. Ein Beispiel als Zitat möge genügen (S. 81), dieser Fünfzeiler nämlich:

„Schmid Ilmarinen wurde fortgetragen, fortgeführt!

Er fuhr über den Weg der Winde, die Bahn der Stürme,

über dem Mond, unter der Sonne, am Himmelswagen vorbei,

und erreichte bald Nordort, die Hütten des Nebelreichs,

ohne dass die Hunde ihn hörten, die Kläffer ihn gewahrten.“

Ein reicher Schatz übrigens auch für Germanisten, wie Hans Fromm einer „im Hauptberuf“ war, Sprachentwicklungen aus versteinerten Überlieferungen zu extrahieren – und damit auch Berührungen und Einflüsse deutscher Vorformen auf damaliges Finnisch … Übrigens bereits die 3. Auflage dieser schon 2011 erschienenen neuen Ausgabe – auch ein Zeichen … HPR

Hanspeter Reiter