Das Dickicht
Autor | Kühl + Sandrock |
Verlag | rororo |
ISBN | 978-3-499-01428-4 |
„Juha und Lux vom LKA Hamburg ermitteln“ als Start hoffentlich einer neuen Serie, hier mit weit über 300 Seiten. Der Titel dieses Lokal-Thrillers hat mich allerdings stutzig gemacht, konnte ich schwer der Handlung zuordnen…
Schief gegangene Entführung?
Zwar klärt sich der aktuelle Fall erfreulich schnell und reibungsfrei – doch das löst etwas aus:
„Juha Korhonen und sein Kollege Lucas «Lux» Adisa vom LKA Hamburg werden zu einem Entführungsfall hinzugezogen. Schnell merkt Juha, dass der Fall frappierende Parallelen zu einem fast zwei Jahrzehnte zurückliegenden Verbrechen aufweist, einem seiner ersten Einsätze beim LKA, der ihn bis heute nicht loslässt. Damals wurde der vierzehnjährige Daniel Boysen in einer Kiste im Wald vergraben und konnte nur noch tot geborgen werden. Der Täter beging Suizid. Bei den Ermittlungen entdeckt Lux Unstimmigkeiten in der Akte Boysen. Warum hat der damalige Kommissar nach Abschluss des Falles weiterermittelt, bevor er kurz darauf starb? Juha und Lux folgen seinen Hinweisen immer tiefer ins Dickicht der Vergangenheit. Hat man sich seinerzeit vorschnell mit der falschen Lösung zufriedengegeben? Stück für Stück offenbart sich eine Tragödie, in der Opfer zu Tätern wurden und umgekehrt – und die ihren Schatten bis in die Gegenwart wirft …“ Vielleicht deshalb „Dickicht“, eher metaphorisch? Wie auch immer, starke Spannung, ein durchaus überraschender Showdown – und ein interessantes Duo auch einem gebürtigen Finnen und einem hiesigen schwarzen Deutschen… Stimme also zu: „Ein smartes Ermittlerduo, auf das die Krimiwelt gewartet hat, und ein Twist, bei dem sich die Nackenhaare aufstellen … Ein Must-have für alle, die richtig gute Spannung lieben.“ Rund um „menschliche Fehlkonstruktionen“, wie der betroffene Vater Boysen als ehemalige JVA-Beamter diese nennt – und von denen einige letztlich auftauchen…
Finnland
…kommt immer mal wieder in Spiel, wenn etwa Juha Assoziationen entdeckt (S. 32 Geräusche im winterlichen Finnland). Oder er zitiert ein finnisches Sprichwort, getriggert von einem ähnlichen deutschen (S. 106), und natürlich gehört Saunieren dazu, zum Entsetzen des Partners Lux (S. 241f. z.B.). Ins Spiel kommt auch regelmäßig seine Beziehung zu Maria, die aktuell a bissal belastet ist – und via Gerüchen sofort Erinnerungen anstößt, als er die gemeinsame Wohnung wieder betritt, nachdem er sich vorher ins „mökki“ zurück gezogen hat (S. 148f.). Interessant auch seine Gedanken zum Handling von Möbeln, die in manchen Familien im Laufe der Zeit diverse Funktionen einnehmen (S. 184). Und auch Lux hat seine „Macken“, siehe Gespräch mit der Psychologin S. 206ff. Voila, erfrischend geschrieben, vergnüglich zu lesen, trotz der Schwere der Themen: So möge es weiter gehen! Einen gewissen Cliffhanger gibt´s jedenfalls …
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