Das rote Kanu
Autor | Wayne Johnson |
Verlag | Polar |
ISBN | 978-3-910918-02-3 |
…bietet informative wie spannende Einblicke in die dunklen Seiten des Lebens in einem indianischen Reservat auf 400 Seiten, die einem nahegehen (können)… Erschienen im wertigen Hardcover, gar mit Leseband.
Rassismus
…gibt´s eben auch „diesseits von Schwarz“, erst recht gegenüber indigenen Nordamerikanern:
„Buck besuchte vor vierzig Jahre ein katholisches Internat außerhalb des Reservats. Dort wurde er Michael Fineday genannt. Sein Ojibwe-Name jedoch lautet Miskwa‘doden (Roter Hirsch). Er verdient seinen Lebensunterhalt als Schreiner und Bootsbauer in der Nähe der Shakopee Mdewakanton Sioux Community in Minnesota und hat gerade die Scheidungspapiere von seiner Frau Naomi erhalten, die genug von seinem Retterkomplex und den Gefahren hat, die er heraufbeschwört. Er verbringt seine Tage allein, bis ein fünfzehnjähriges Mädchen auftaucht, das von einem Kanu angezogen wird, das Buck baut. Lucy‘s Ojibwe-Name lautet Gage‘ bineh (Ewiger Vogel). Sie lebt allein in einem Wohnwagen mit ihrem Vater, einem örtlichen Polizisten, der aufgrund des Irakkriegs mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen hat. Seit dem Tod ihrer Mutter wird sie von den Polizeikollegen ihres Vaters systematisch belästigt und vergewaltigt. Ihr wurde gedroht, dass ihr Vater die Konsequenzen tragen müsse, sollte sie jemals etwas sagen. Buck spürt, dass Lucy in Schwierigkeiten steckt, und zögert nicht, ihr anzubieten, zusammen mit ihm ein Kanu zu bauen. Als Lucys beste Freundin ermordet wird, fürchtet sie um ihr eigenes Leben und wendet sich hilfesuchend an Buck.“ Der sehr behutsam mit ihr umgeht, woraufhin sie sich nach und nach öffnet – seine eigene Verletzlichkeit übertragend (siehe auch sptäer in der Story S. 327 z.B.). Und weiterhin seinem Retter-Syndrom „frönend“, wie seine getrennt lebende Ehefrau ihm vorwirft (u.a. S. 311f., nach deren Zusammentreffen mit Lucy), Ärztin – das wird noch wichtig werden…
Das rote Kanu
…ist zugleich Projekt für Lucy, selbst etwas zu gestalten, wie auch (weil auch entfernt klar zu identifizierbar) treffliches Werkzeug fürs strategische Vernichten des Gegners, der Gang diverser Polizisten, die junge Indigene vergewaltigen – gar töten: Bei der Figur des Buck als hoch intelligentem, kreativ-strategisch denkendem, anderen gegenüber absolut integrem „Helden“, frei von Rücksicht auf sich selbst und Gerechtigkeit im Zweifel vors Rest stellend, kamen mir zwei ähnliche literarische Figuren in den Sinn: Ex-Militärpolizist Jack Reacher und Armande Gamache als kanadischer Ermittler, übrigens mit ähnlicher Thematik in einer leider völlig misslungenen Verfilmung… Erhellend dazu ist übrigens das Nachwort von Jon Bassoff (S. 391ff.) – eben zum „Retterkomplex“. Und zur Rolle von Lucys Freunden, die mit erwachsen werden und ihre jeweiligen Fähigkeiten exzellent einbringen, die Mutter des Asien-Herkommenden inkl.: IT-Hacking, Physiologie und heimliche Reaktionsfähigkeit… Spannend wie nachdenklich machend! HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de