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Samtschwarz die Nacht

Autor Anne Stern
Verlag Rowohlt Polaris
ISBN 978-3-499-01092-7

„Das Opernhaus: Das große Epos um die Geschichte der Semperoper“ mit dem abschließenden dritten Band, rund um den zerstörenden Brand, auf informativen wie spannenden 400 Seiten.

Bühnenstücke und Beziehungs-Geschichten
…bilden das Zentrum dieser Story im Dresden Mitte des 19. Jahrhunderts, die ein Gesellschaftsbild von oben und unten zeichnet. Und deutlich macht, wie sehr sich schon damals Antisemitismus (auch) in Sachsen bemerkbar macht, unterschwellig wie auch gedankenlos, auch im Nachklang von Wagners Wirken (S. 26ff. usw.). Doch manch Schwelle mag überschritten werden, seien es Unterdrückungen der Frau, seien es Schranken zwischen Religionen. Denn „die Leidenschaft und die Musik sind stärker als jede Vernunft. Dresden 1869: Die gefeierte Violinistin Elise Jacobi hat die Liebe zur Musik an ihre Kinder weitergegeben. Tochter Netty probt an der Semperoper als Primaballerina für die Rolle ihres Lebens, Sohn Julius ist ein begabter Pianist und verliebt sich in die unabhängige Bankierstochter Rahel Cohn. Eine neue Generation wächst heran, die den Mut hat, nach der Freiheit zu greifen und neue Wege zu gehen.“ Frauen ist (auch) der Zugang zu weiterbildenden Schulen verwehrt (S. 52ff. etc.), doch da gibt es den Frauenverein und eine Ausbildungsstätte für (jawohl!) weibliche Lehrer (und Erzieherinnern, S. 72f. zu traditionellem Lernen) – und manch Vater öffnet sich für neue Gedanken, so jener von Rahel (seine Gedanken u.a. S. 316ff.), die mathematisch-hochbegabt ist (S. 92f. z.B.) Und natürlich geht´s um (die) Musik: etwa S. 135f. vertiefend, S. 196f. usw. ums Theater (und Bühnen-Gestaltung), Musik & Mathematik (Rhythmus und Zahlen, S. 240f.), Neubeginn im Interim-Bau S. 364ff.

Die Oper brennt
…und das völlig frei von einem „Hurra, hurra…“, die Zeit der Revolutions-Versuche ist längtt vergangen, wenn sie einigen Personen auch noch stark nachhängt… Eine doofe Unachtsamkeit führt dazu, denn damals gab´s kaum Brandschutz in Theater-Bauten mit vielerlei Holz und Stoff, erleuchtet mithilfe von Gaslicht oder Kerzen, worauf die Autorin in ihrem Nachwort rekurriert (S.403ff.). Und schon ist´s passiert: „Doch dann kommt es zu einem verheerenden Feuer, bei dem das Königliche Theater in Schutt und Asche gelegt wird. Fassungslos stehen die Menschen vor den Trümmern.“ Jene Nacht ist dann weit mehr als nur „samt“schwarz – und das für viele Betroffene auch im übertragenen Sinne… „Auch für Elise ist der Anblick kaum zu ertragen, verbindet sie doch mit dem Hoftheater lang unterdrückte Gefühle für den ehemaligen Dekorationsmaler Christian Hildebrand. Bei den Mai-Aufständen vor zwanzig Jahren musste Christian aus der Stadt fliehen. In aller Heimlichkeit trägt Elise sein Andenken noch heute in ihrem Herzen – ebenso wie das große Geheimnis, das seit so vielen Jahren auf ihr lastet. Denn es hat die Kraft, alles zu zerstören, was sie sich seit Christians Flucht aufgebaut hat. Eine neue Generation am Opernhaus – das fulminante Finale der groß angelegten Dresden-Trilogie von Bestsellerautorin Anne Stern.“ …hält, was es verspricht! Spannend erzählte Verstrickungen, präsentiert auf Basis historischer Fakten anhand nachvollziehbarer fiktiver Personen und Situationen. Natürlich bleiben „lose Enden“, doch aufgrund des Epilogs (S. 396ff.) sind Cliffhanger vermieden – die ja ins Nichts führen würden: Die Trilogie ist beendet! Und wem die beiden vorigen Bände bis dato fehlen: zugreifen  … HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter