Der Frauenausborger
Autor | Joesi Prokopetz |
Verlag | Servus |
ISBN | 978-3-7104-0344-6 |
„Tod eines Lebemanns: Verhängnisvolles Missgeschick oder Mord aus Eifersucht?“ als vergnüglicher Lokalkrimi mit mehr als 200 Seiten.
Womanizer
…ist was völlig anderes als der Protagonist, was sich im Laufe des Romans mit viel Augenzwinkern immer konkreter heraus schält – siehe etwa S. 127 Differenzieren gegenüber Seitenspringer. Dies ist die Basis-Definition – und auf den ersten Blick dann das Geschehen: „Rainer Caofal war zeit seines Lebens kein Kind von Traurigkeit. Die Damenwelt hatte es ihm angetan – freilich nur für kurze Affären. Längere Beziehungen mied der „Frauenausborger“ wie der Teufel das Weihwasser. Stattdessen „lieh“ er sich bevorzugt die Partnerinnen und Ehefrauen seiner Freunde und Bekannten „aus“. Nun ist er tot, der Wiener Casanova, gestorben in der Seniorenresidenz „Juventus“. War es Mord, wurde er hinterrücks mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen, oder doch ein Unfall? Die Liste der Verdächtigen ist lang – vom gehörnten Ehemann bis zur Kurzzeit-Geliebten, die sich mehr erhofft hatte.“ Und die erzählende Perspektive ist mal eine (völlig) andere: „Unfall- oder Mordopfer? Rainer sinniert über sein Leben… Er hat nichts anbrennen lassen, wie man so schön sagt: Rainer Caofal hangelte sich von Affäre zu Affäre – bis jetzt. Als er tot in seiner Seniorenresidenz aufgefunden wird, lässt er aus dem Jenseits sein Leben Revue passieren und stellt fest, dass die Zahl der möglichen Täter:innen ziemlich groß ist.“ Wobei schließlich klar wird: Manches mag durchaus anders sein als es erst einmal scheint … Mit gelegentlichen Anleihen aus literarischen und anderen kunstvollen Werken (S. 37 aufgedeckt) – und Augen zwinkerndem Intellektuellentum via eingestreuter (und als Fußnote erklärter) eher außergewöhnlicher Fremdwörter (S. 62 etc.). Und wie schafft der gute Rainer es, je nach Person zu vermeiden, für sexuelle Dienste doch bezahlen zu müssen (S. 106f. usw.)? Wobei, wenn er die Dame (eben nicht seines Herzens!) einladen muss…?!
Appetit machende Stichworte
– Der zweite Krimi des österreichischen Liedermachers, Autors und Kabarettisten Joesi Prokopetz bei Servus
– Ein Toter denkt über sein Leben nach: Die Affären des Rainer Caofal
– Tolles Geschenk für Krimifans: zutiefst wienerisch und voller schwarzem Humor
– Ein Verführer ohne Skrupel: Wurde ihm sein Hang zum Frauen-„Ausborgen“ zum Verhängnis?
– Ein Wiener Krimi mit Erzähler aus dem Jenseits: Begleiten Sie Rainer auf der Suche nach seinem Mörder
– Ein witziges Lesevergnügen für Krimi-Fans, die den schwarzen Humor lieben: Joesi Prokopetz beweist einmal mehr sein Gespür für die österreichische Seele und ihre Abgründe!
Und mit netten, offenbar gut recherchierten Korrekturen à la „Sport ist Mord“ sei von Donald Duck statt von Churchill, der vielmehr „No sports!“ gesagt haben soll (S. 156): Voila, wieder was gelernt … (Soll´s jedenfalls als Story im LTB 175 im Jahr 2000 in D gegeben haben.) Fazit: Mal wieder unterhaltsam und sehr feinsinnig entwickelt, diese Story. Mit viel Wiener Schmäh, wie er einem (österreichischen) Comedian naturgemäß zukommt …
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