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Das gespaltene Indien

Autor Ashoka Mody
Verlag Campus
ISBN 978-3-593-51963-0

„Ein betrogenes Volk zwischen Wirtschaftspotenzial und Weltmachthype“ als (selbst!)kritische Retrospektive eines absoluten Experten auf ein ¾ Jahrhundert „Entwicklung“ seit der Unabhängigkeit mit annähernd 450 Seiten.

Als stark umworbener Subkontinent
…geriert sich das Land derzeit – wird vielmehr von einem annähernd autokratisch agierenden Ministerpräsidenten so nach außen geführt. Der damit den Hinduismus fokussiert und mehr auf Exporte achtet denn auf Bildung seiner Einwohner… Ja, Tatsache ist, wie auch wieder kehrende Kanzler-Reisen mit ministerieller wie unternehmerischer Begleitung zeigen: „Indien als »neue Supermacht« rückt in den Fokus der westlichen Wirtschaft – auch als Alternative zu China. Der renommierte Ökonom Ashoka Mody sieht diese Hoffnungen kritisch und stellt den Wachstumshype um Indien infrage. Trotz vieler Reformversprechen seit der Unabhängigkeit 1947 und anhaltendem Wirtschaftsboom kann nur eine kleine Elite vom Wohlstand profitieren und ein großer Teil der Inderinnen und Inder lebt in Armut. Unterbeschäftigung, schlechte Bildung und ein marodes Gesundheitssystem belasten die Bevölkerung. In der Politik herrschen Korruption und Egoismus vor. Mit der Hindutva-Ideologie erstarkt ein zunehmend gewalttätiger Nationalismus. Ashoka Mody präsentiert eine starke historische Erzählung und einen Augen öffnenden Insiderblick auf die Wirtschaft und Gesellschaft des Landes und hält fest, was sich ändern muss für eine bessere Zukunft Indiens.“ Sein Blick auf die Entwicklung auf die fast acht Jahrzehnte seit der Unabhängigkeit bietet eine exzellente Basis, aktuelle Geschehnisse in und Berichte zu Indien besser zu verstehen, einzuordnen und zu beurteilen…

Inhalte kurz gefasst
IV Teile sind geboten, mit insgesamt zwei Dutzend Kapiteln, mit diesen großen Überschriften (nach „Damals und heute, eine Einführung“ – und vorm Nachwort S. 46ff. „Ein realistischer Idealismus“): I Unechter Sozialismus, 1947-1964 II Gewalt, 1964-1984 III Das Versprechen, 1985-2004 IV Selbstüberschätzung, 2005 bis zur Gegenwart. All die (meist) mehr oder weniger autokratischen Führer-Figuren dieser „größten Demokratie der Erde“ sind in ihrem Werden, Wirken und (meist) Wandel beschrieben, mit vielerlei Storys, die die jahrzehntelange Stagnation von Wirtschaft und Gesellschaft dort bedauerlich gut nachvollziehbar machen. Inkl. Mangel an Bildung und Arbeitsplätzen…

Jobs von und für außerhalb gewinnen
…scheint wieder kehrendes Ziel auch dieses MP zu sein, siehe die aktuellen Vereinbarungen, Fachkräfte für D dort anzuwerben (Herbst 2024). Nach Jahren, gar Jahrzehnten von Outsourcing etwa im Call-Center-Bereich (USA, D und andere) also nun das Exportieren von sonst beschäftigungsloser Inder?! Nun, ob Job-Thema oder die andauernde Benachteiligung von und Gewalt gegen Frauen, all das lässt sich besser verstehen anhand der tiefen wie breiten Analysen des Experten in diesem Buch. Die Leserschaft werfe dazu immer mal wieder in einen Blick in aktuelle Medien, etwa die FAZ: Die Briten haben uns einen Scherbenhaufen hinterlassen (28.10.2024) oder Indien zeigt sich selbstbewusst (26.10.2024).
HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter