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Kunst und Keksdose

Autor Tobias Hoffmann
Verlag Wienand
ISBN 978-3-868-32228-6

„125 Jahre Bahlsen“ – Unternehmens-Geschichte in ein Kunstbuch gegossen? Ja, und ein Füllhorn für alle, die sich für Design interessieren resp. beruflich damit zu tun haben. Denn natürlich haben sich Formen und Ausstattung der aufwändigen Geschenk-Verpackungen zu vielerlei Gelegenheiten im Verlauf von anderthalb Jahrhunderten immer wieder geändert, teils den Wandlungen der Kunst geschuldet, teils durchaus sanft im Sinne von Corporate Design. Es mag zudem Sammler geben, die ihre Stücke nun in ein „Gesamtwerk“ sozusagen einordnen können. Und den Designern ist ebenso ein „Denkmal“ gesetzt wie dem Haus Bahlsen, das sich zum Jubiläum ein besonderes Buch gegönnt hat, das selbst „Buch-Kunst“ ist, etwa durch einen besonders kunstvoll gestalteten und realisierten Einband. Auch der Verlag ist einer mit dem Schwerpunkt „Kunst“, der Anlass außerdem eine Ausstellung in Berlin, womit der Band auch noch als Ausstellungs-Katalog daher kommt. Auf gut 125 Seiten J wird – neben Vorwort und Grußwort sowie Anhang – dies in vier großen Kapiteln geboten: „Ein Unternehmen als Gesamtkunstwerk – die künstlerische Warenverpackung der Firma Bahlsen zur Zeit Hermann Bahlsens 1889-1919“, „Reklame kann unter Umständen Kunst sein. Die künstlerisch gestaltete Warenverpackung bei Bahlsen in der Zeit von 1919 bis 1945. Martel Schwichtenberg, Kurt Schwitters und die große Unbekannte.“, „Eva Grossberg – Die künstlerisch gestalteten Blechdosen der Zeit von 1949 bis 1989“ sowie „Ein Gespräch mit Eva Grossberg“. Womit bereits gezeigt ist, dass einige wenige Künstler im Verlauf eines vollen Jahrhunderts tätig waren, dem Anspruch von Kontinuität und Tradition mehr als genügend. Und auch, dass „große Namen“ dabei waren: Während heutzutage Konsum-Design von Kunst als solcher meist getrennt betrachtet wird, ging das früher in eines. Was ja auch fürs Texten von Werbung galt: Große Dichter verdienten ihr Geld zu Anfang des 20. Jahrhunderts primär durch Werbung … Es geht zudem um den Keks als solchen (übrigens tatsächlich ursprünglich als „cakes“ dem Englischen entlehnt, dann dem Deutschen angepasst) und um den Wandel von Rezepten und Keks-Formen – und ums Technische, nämlich Fabriken und Maschinen. Und ums Menschliche, das Umgehen mit den Mitarbeitenden. Somit durchaus ein Jubiläums-Band, doch mit starkem Fokus aufs Visuelle … HPR

Hanspeter Reiter