Die analoge Revolution
Autor | Christian Schwägerl |
Verlag | Riemann |
ISBN | 978-3-570-50137-5 |
„Wenn Technik lebendig wird und die Natur mit dem Internet verschmilzt“ wirft viele Fragen rund um die „digitale Revolution“ neu auf und fokussiert eine Entwicklung gen „Technatur“: Wie wirken sich das Internet der Dinge (siehe SmartHome [&] Co.) und das Rund-um-die-Uhr-Verbundensein (bis hin zur Dauer-Überwachung via BigData) auf unser Leben in und mit der Natur aus? In mehreren Szenarien lässt der Autor LeserIn quasi hautnah miterleben, wie wir in (naher!) Zukunft mehr und mehr googlifiziert werden. Zugleich führt er LeserIn hin auf alternatives Umgehen, als mögliche Folge einer Art Volksaufstandes mit dem Entstehen von Zoogle, dem Eintauchen in die Welt der Natur, eben mithilfe moderner Technologien, als Rückbesinnen auf frühe(re)n Einklang von Mensch und Natur … Mehrfach nimmt er Bezug auf Verlage als eine von der Algorithmisierung von Information und Kooperation betroffene Branche. Und wenn wir sehen, was zurzeit (Winter 2014/2015) in der Medienwelt so passiert … Ein Beispiel ist amazons Jeff Bezos, der sich die Washington Post „gegönnt“ hat und nun offenbar – entgegen erster Verlautbarungen – bereits dabei ist, sie gen Algo zu führen. Oder hier in D, wo „die Branche“ im Rahmen der Digitalisierungs-Effekte überlegt, wie sich (als Zeitung, Zeitschrift oder auch als Buch) via BigData und Algo besser im Wettbewerb aufstellen könne – mehr vom Schlimmen sozusagen?! Schwägerl führt die HuffPo als Beispiel für genau dieses Vorgehen an. Immer wieder stößt uns der Autor auf den starken Einfluss des Militärs, was Internat und Algo angeht. Wobei auch dort das Analoge genauso betroffen ist, siehe den Einsatz von trainierten Delfinen mit Unterwasser-Minen. Exzellent des Autors Beispiel der Glasfaser-Entwicklung aus rein analogen Anwendungen heraus, siehe die Glasmacher im Thüringer Wald (S. 194ff.): Erst nach und nach kam vom handwerklichen Nutzen feinster verfaserter Glasfäden die Variante des Lichtleitens dazu, womit sozusagen eine „Lichtgrenze“ überschritten wurde (kleines Wortspiel meinerseits, kurz nach Bekanntwerden des „Wort des Jahres“ 2014 J …). Hin zum Durchleiten von Signalen für unsere exorbitante Daten-Übertragung jeglicher Art. Verfolgen lassen wir uns mehr und mehr z.B. via Google-glasses (ich wundere mich immer noch über den Namen: Google-goggles wär´s gewesen J …), was er als Ausgangs-Szenario nimmt. Derlei wurde übrigens in Sachbuch- wie in Roman-Form bereits mehrfach eindringlich warnend aufgezeigt, siehe etwa „The Circle“ von Dave Eggers, inzwischen auch auf Deutsch erschienen, bei KiWi. Letztlich läuft Schwägerls Vision darauf hinaus, das Gegenteil dessen zu tun, was uns Tad Williams in seiner Otherland-Quadrologie nahe gebracht hat: Dort finden Personen ihr Weiterleben im virtuellen Netz, als 0/1-Information quasi unsterblich. Hier tauchen Menschen tief ins Natürliche ein, weg vom Irrealen. Ein starkes Plädoyer, genauer hinzusehen, bestens unterlegt! Und sehr sachlich statt in irgendeiner Weise esoterisch zu werden: Höchst lesenswert, diese etwas andere Betrachtung des Verbundenseins! In Ökosystemen, die bei genauem Betrachten alles überschreiten, was wir uns so vorgestellt hätten, siehe z.B. S. 236ff. HPR