Bin ich denn der Einzigste hier, wo Deutsch kann?
Autor | Andreas Hock |
Verlag | riva |
ISBN | 978-3-86883-443-7 |
„Mit einem Vorwort von Hellmuth Karasek“, Publizist und Literaturkritiker – und mit dem gleich positionierenden Untertitel „Über den Niedergang unserer Sprache“. Weniger puristisch, als dies erwarten ließe, erfreulicher Weise. Alles in allem ein harscher Marsch durch die Unbilden des Umgangs mit der deutschen Sprache, in Medien, im Alltag, in Marketing und Management – und das alles immer mit einem Augenzwinkern, schön! Und das Glossar nicht mehr verwendeter Wörter ab S. 177 mag dem einen oder anderen Anregendes vermitteln, siehe z.B. Absenz, allerorten, Bresche, frischauf, furios, geziemen usw. Gerne hätte ich auch „conviren“ gelesen, das ich gerne verwende, mit ;-) … Wieso, Fremdwort? Ja, doch auch vom Autor genannte Wörter wie inkommodieren, Kanapee und Pelerine sind solche … Wie wär´s mit Lustwandeln oder Missetat? Gefreut hat mich zudem, dass der Autor einen interessanten Seitenhieb mithilfe ausgerechnet von Karl May platziert: In jener Sequenz, in der sich intensiv mit den Erschwernissen im Deutsch-Unterricht auseinander setzt, entstehend meist durch die falsch platzierte Wahl der Lektüren: „Allein die Tatsache, dass May niemals den Wilden Westen bereiste und auch Amerika als solches erst nach der Erstellung seiner Geschichten besuchte, Landschaften und Leute aber um Lichtjahre anschaulicher beschreiben konnte, als jeder Reisejournalist das heute je in einem umfangreich bebilderten Blog oder ähnlichem neumodischen Unsinn könnte, war ganz große Kunst. Auch sein Spannungsaufbau musste sich vor dem großer Prosa nicht verstecken, und philosophische oder komische Momente fanden unsere Großeltern, unsere Eltern und wir ebenfalls zuhauf in den Winnetou-Büchern, im Schatz im Silbersee oder dem Ölprinz.“ (S. 26) – oder auch in dem eben neu erschienenen Band 90 der Gesammelten Werke „Verschwörung in Wien“, mag man ergänzen (siehe meine Rezension dieses Bandes). Nun, ich hätte das vielleicht weniger polemisch ausgedrückt, doch legt Hock bewusst provozierend den Finger in die Wunde … Auch dies ist erwähnenswert: Am 21. Februar jedes Jahres wird der von der UNESCO ausgerufene „Tag der Muttersprache“ begangen. Hoffen wir, dass wir vermeiden, daraus einen Gedenktag machen zu müssen! – Dieses Buch werde ich außerdem in meine Literatur-Empfehlung für die Texter-Seminare aufnehmen … HPR