Die verfluchten Eier
Autor | Michail Bulgakow |
Verlag | Galiani |
ISBN | 978-3-86971-092-1 |
Bei der Lektüre fühlte ich mich an Sostschenko und andere russische (eigentlich: sowjetische) Satire-Autoren erinnert, gelesen vor langer Zeit: Davon ist auch viel vergangen, bis er publiziert wurde … Die vorgelegte neue Übersetzung ist sprachlich genial, weil: im Original wohl ziemlich herausfordernd: „Sehr viel Wert wurde auf die Übernahme der auch im Russischen kühnen Metaphern und Satzkonstruktionen gelegt. Sie sollten bewusst nicht „normalisiert“ werden“, so der Übersetzer (s.u.). Der Autor spielt mit Namen etwa der eigentlichen Hauptperson, die allerdings erst in den Vordergrund tritt, als es „ans Eingemachte“ geht: Der Wissenschaftler namens (eingedeutscht) Vluch nutzt die Erfindung seines Kollegen Pfirsichow (Botaniker, welch Wunder), um die Sowjetunion von den Folgen offenbar einer Vogelgrippe-Epidemie zu „heilen“ – keine Hühner mehr, keine Eier mehr. Was dabei alles schief geht, das geht quasi auf keine Hühnerhaut … Viel stärkere Seitenhiebe auf das sowjetische System lese ich aus den 120 Seiten als das der Übersetzer in seinem Nachwort tut („Eine höllische Ostergeschichte“, S. 125ff.), der vielmehr dies fokussiert: „Ein Hauptthema der späten Romane ist der Einbruch des Dämonischen ins Reale: Eine ambivalente Konfrontation, da der Autor auf moralische Wertungen verzichtet und das vermeintliche Böse mitunter als gut, das angeblich Gute als böse erscheinen lässt. Und gerade dieser Zusammenstoß bildet ein wichtiges Motiv seiner avantgardistischen Prosa Anfang der 1920-er Jahre.“ Nun, Leser möge selbst den Text auf sich wirken lassen, um dann zu „entscheiden“, was alles mehr oder weniger er daraus interpretieren möge … Mir jedenfalls hat das Bändchen viel Appetit gemacht auf weitere Publikationen dieses Autors: Der Verlag ist für sein „Schatzheben“ zu loben! HPR