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Die Kunst des erfolgreichen Scheiterns

Autor Scott Adams
Verlag Redline
ISBN 978-3-86881-543-6

„Was wir vom Dilbert-Erfinder lernen können“ ist der Untertitel dieses Arbeitsbuches (ja, nur mit Arbeiten bringt´s transferreifes Anregendes!) – und zugleich „die etwas andere Autobiografie vom Dilbert-Erfinder“, so die Headline zum Rücktitel. Das zieht natürlich, hat Scott Adams (NICHT der Computerspiele-Mensch, wie er auch erwähnt) doch neben seinem erfolgreichen Business-(Ingenieurs-)Comic auch diverse Bücher veröffentlicht, wie „Das Dilbert-Prinzip“ und „Best of Dilbert“. Und auch in diesem – im Grunde – Ratgeber-Buch kommt der Dilbert-Fan voll auf seine Kosten: Auf dem Cover-Titel abgebildet, in einer Geste, die an „hmm – keine Ahnung?!“ erinnert, vielleicht „typisch Dilbert“, kehrt er in den bekannten Dreier-Strips innen immer wieder, ab und ab Aussagen seines „Vaters“ illustrierend, etwa S. 155, D. im Gespräch mit Chef, hier nur Text: „Ich musste sieben Ingenieure feuern – und du musst nun ihre Arbeit machen“, so der Chef. Antwortet D.: „Wow! Eine Last wurde von mir genommen. Nun, da mein Scheitern unausweichlich ist, fühle ich mich nicht länger zum Erfolg verdammt … Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.“ Chef, frustriert: „Das hatte ich mir anders vorgestellt“. Und schon zeigt, wie unterschiedlich interpretierbar Nonverbales ist: Im Mittelbild (einem „Panel“ also der kompletten 3-er-Sequenz) ist D. in genau jener Pose zu sehen, die den Titel ziert: Hier drückt diese Geste also eher freudige Begeisterung aus … Doch was erfahren wir übers Scheitern? Nun, Scott Adams hat mehrere Anläufe von Unternehmertum hinter sich – und auch sein Erfolg als Comic-Zeichner (besser: Gestalter, Text inkl.) brauchte mehr als einen Versuch. Dazu auch die passenden Umstände, also: Rahmenbedingungen, wie er zugibt. Nämlich z.B. den Rückzug eines anderen Comic-Zeichners, den Glauben einer Vermittlerin und das Lachen eines Ingenieurs, der seine Berufswelt exzellent abgebildet fand. Talent braucht es auch für den Erfolg, immerhin hat Adams schon früh zu zeichnen begonnen. Immer wieder Neues beginnen zu wollen und erst im Tun davon begeistert zu werden, scheint entscheidender als frühes Brennen für etwas, wie er deutlich macht. Und seiner Karriere als Zeichner hätte sein kleiner Finger beinahe ein Ende gesetzt, doch gerade zu der Zeit kam eine Zeichen-Software auf den Markt: So konnte er am Bildschirm seine Comics entwerfen, statt mühsam mit der (schwächeren, doch Gottseidank nutzbaren) anderen Hand zu scribbeln … Sein Erfolg als Redner wiederum war in Gefahr, weil er plötzlich nicht mehr reden konnte – wobei: Gewohntes zu reproduzierend, das ging. Umso wichtiger das Üben, das wird auch von vielen anderen berichtet, die in ihrem Tun Erfolg hatten, siehe Thomas Alva Edison, den Erfinder (u.a.) der Glühbirne. Sich systematisch mit etwas zu beschäftigen, komme vor dem Ziele setzen, so der Autor. Ausführlich diskutiert er (wie manches andere) mehrfach das Thema „Affirmationen“: Er zweifle – und dennoch, vielleicht haben sie ihm doch geholfen. Dilbert zieht sich durch das ganze Buch hindurch, so kommen die Fans vielfach auf ihre Kosten. Denn die erfahren viel Hintergrund zur Entwicklung der Strips, backstage sozusagen. Etwa die frühe Erkenntnis, mit möglichst wenig Details auszukommen statt sich in fragilen Interieurs zu verlaufen. Oder auf Blasen zu verzichten: Die Texte stehen ja rahmenfrei mitten im Bild. Und dass er der erste Comic-Zeichner war, der seine eMail-Adresse zwischen die Panels schrieb (DilbertCartoonist@gmail.com), was zu einer Fülle von Feedback führte, ihn bestärkend und ihn mit Ideen versorgend: Marketing im besten Sinne, Produkt-fördernd! Weiterbildung im besten Sinne, Sachbuch und Unterhaltung in einem … HPR

Hanspeter Reiter