Entdeckungsreise Sprache

„23 Ausflüge zur Erkundung der deutschen Sprache“ bietet die Autorin und liefert das Arbeitsbuch für besseres Verstehen. Zwar primär für Jugendliche (12-17 Jahre), doch damit auch für 1. Lernende mit Migrations-Hintergrund und 2. Für Text-Seminare. Dort vielleicht statt 1:1 eher das Übernehmen einzelner Kapitel, ansonsten wär´s des Umfangs auch zuviel: Die 23 Lektionen entsprechen (mindestens) soviel Einheiten, wie sie Gabriele Baron wohl mit ihren SchülerInnen in ihrer Lernberatung durchgeht. Zudem ist der 130-Seiten-Stoff im A4-Format mit Spiralbindung exzellent auch fürs Selbststudium geeignet: Gerade wer eher an „Deutsch light“ denkt, kommt gut damit zurecht. Wer seinen Wortschatz für Korrespondenz aufbügeln möchte, findet vielerlei Anregendes. Und da die Autorin tatsächlich bei den Quellen des Sprechens beginnt, werden auch Text-Fortgeschrittene bestens bedient: Woher kommt sie eigentlich, die Sprache, wie dürfte sie sich entwickelt haben? Warum also sprechen wir so, wie wir sprechen? Übers Deutsche durchaus hinaus, wenn es etwa um Einflüsse von außen geht, primär des Englischen. Jugend- und Internet-Sprache kommen genauso zum Tragen wie Fach-Jargon und Textsorten generell. Und auch Aspekte wie „Negation“ (unser Gehirn übergeht ein „nicht“ und stellt sich einfach die inhaltliche Aussage vor, mehr oder weniger bildlich …) kommen zur Sprache. Erklärend führt Baron das Thema jeweils ein, bringt es beispielhaft nahe, verstärkt durch die Reise-Metapher, die Leser und Nutzer durch den Band begleitet. So reisen Teilnehmende spielerisch durch linguistisch-germanistische Landen: Ursprung – Wörtersee – Gipfel der Überzeugung – Spuren des Missverständnisses – Transsprachien – Weiten Texturiens – Bedeutungs-Wanderdüne. Sie sehen, Kommunikation erweitert das reine Sprachthema Richtung Argumentieren, Konflikt lösen und Körpersprache. Aufgaben lassen sich einzeln und/oder in Gruppen lösen, Zeitung wie Internet sind einbezogen – die Lebenswelt der Lernenden also, seien sie jünger oder auch älter. Sie sind Weiterbildner, etwa in einer Sprachenschule oder VHS? Selten werden Sie über so gut aufbereitetes Material verfügt haben, frei von zeitintensiver eigener Recherche. Wobei schon erwartet wird, dass außer dem Dozent oder der Lernberaterin auch die Schüler das Arbeitsbuch im Original besorgen, Thema „Klassensatz“. Was nur fair ist, immerhin steckt eine Menge Gehirnschmalz in „Entdeckungsreise Sprache“, auch aus eigener Praxis der Texterin … Sprachrätsel lockern manche Einheiten auf, zu denen (in der „Reise-Nachlese“) natürlich auch die Lösungen geboten sind. Wie sehr Kommunikation generell das Ziel ist, mag dieser Auszug zeigen, aus dem Vorwort von Monika Laschkolnig: „Ab jetzt kannst Du dem vorbeugen und in der Zukunft viel besser vorbereitet sein, wenn Du Dich besser auf Deutsch ausdrücken kannst, interessante Sprachwendungen kennst, blöde Bemerkungen stilvoll parierst und einen guten Eindruck … hinterlassen kannst.“ HPR

Hanspeter Reiter