Durchzug eines Regenbandes
Autor | Ulrich Zieger |
Verlag | Fischer |
ISBN | 978-3-10-002267-7 |
… der seinen „Auftritt“ am Ende von Episode 1 hat, einer scheinbar wirren Geschichte zum Putsch in einem fiktiven Inselstaat. Einige Personen daraus tauchen dann in Episode 3 wieder auf, erkennbar in D-Ost spielend, einige Jahre nach der Wende, mit einer Menge Reminiszenz an die DDR-Zeit, in Begriffen wie auch in genereller „Retrospektive“. Dazwischen wiederum tatsächlicher DDR-Alltag in Episode 2 – und alles in allem wohl viel Autobiografisches, wie der Verlags-Text andeutet: „Drei Märchen der Brüder Grimm verwandelt Ulrich Zieger in ein Gesellschaftspanorama des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Spione, Detektive, Mörder. Rudi Carrell, der Tiger von Eschnapur und andere vergessene Helden. Das ist Literatur für wilde Geister und wache Stunden. Bis ins Realistische surreale Geschichten von Engeln und Eigenbrötlern sind Ziegers Metier: in den achtziger Jahren spielte er in der freien Gruppe »Zinnober« im Prenzlauer Berg Anton Tschechow, schrieb Theaterstücke und Anfang der Neunziger das Drehbuch zu Wim Wenders‘ Film ›In weiter Ferne so nah‹. Zehn Jahre hat Ulrich Zieger nun an diesem Prosawerk gearbeitet und einen monumentalen Roman geschaffen, der mitten in der Zeit steht, in die er nicht gehören will.“ Nun, das mit den drei Märchen entzieht sich meinem Bezug *, darüber müsste ich wohl sinnieren: Auch ein abschließendes „Dokument“ dazu, hinterlassen von einem der Mitspieler, bringt mich kaum weiter. Auch als Panorama kann ich das Buch weniger sehen, wie in einer von mir entdeckten Rezension definiert, im Sinne eines Rundum-Blicks (meine Definition). Mir erscheint es mehr als ein Kaleidoskop: Darstellung aus unterschiedlichen Blickwinkeln, mit viel kulturellen Anklängen wie auch „Rundum-Schlägen“: Die Hauptpersonen der drei Episoden sind 1. Journalist, 2. Sänger einer Band, 3. Maler. Eine Art Aufarbeiten von Erlebnissen des Autors im „Kulturbetrieb“, siehe die Passage des Verlags-Textes oben?! Und inhaltlich: In allen drei Geschichten geht es um einerseits Kriminelles (Terror?! Mord?! Massen-Mord?!) und andererseits Denunziation. Die dann fast filosofisch aufgedröselt, in Gedanken, Diskussionen, Reflexionen. Auf diese Weise bekommt das eigentlich Verspielte hier wie dort viel Nachdenkliches, Ernsthaftes und Anregendes … Verspielt ist der Autor zudem im Sprachlichen, verballhornt gerne (erkennbar) Namen, etwa bekannter Kultur-Mitspieler, Alliterationen und Metaphern bereichern den Text. Zudem erprobt Zieger unterschiedliches Formulieren: Die erste Geschichte ist recht fordernd, in einem höchst elaborierten Code, wie ich ihn meinen Seminar-Teilnehmenden bei „Texten“ empfehle, möglichst zu vermeiden. Über viele Zeilen sich erstreckende Schachtelsätze, gar komplette Absätze füllend, sind kennzeichnend. Einfacher dann die Texte der beiden anschließenden Geschichten – allerdings weit davon entfernt, sich eines restringierten Codes zu bedienen. Ergo literarisch ein Erleben, inhaltlich wie sprachlich. *lt. Besprechung im WDR3 Mosaik soll es sich um diese Märchen handeln: Frau Trude, Dornröschen, Herr Korbes – hmm … HPR