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Etwas mehr Hirn, bitte

Autor Gerald Hüther
Verlag V&R
ISBN 978-3-525-40464-5

„Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten“ ergeht an die Leser, mit einem sehr persönlichen Einstiegs-Kapitel des Autors „Bevor es losgeht …“, in dem er sein eigenes Erleben und Herangehen an das Thema Potenzial-Entfaltung darlegt. „Nur“ drei Kapitel bietet er, die dafür umso knackiger: Teil 1: Das Leben als erkenntnisgewinnender Prozess – Teil 2: Die Strukturierung des menschlichen Gehirns durch soziale Erfahrungen – Teil 3: Potentialentfaltung in menschlichen Gemeinschaften. Im abschließenden „Wie es weitergeht“ (S. 181ff.) findet sich z.B. diese klare Aussage: „Kein Mensch wird irgendetwas in seinem Leben verändern, nur weil er von irgendjemandem erfährt, dass es besser, günstiger für ihn oder für sein Gehirn wäre, sich anders zu verhalten.“ (S. 183) Nun, damit haben Weiterbildner tagtäglich umzugehen … Und dennoch, so der Rücktitel-Text: „Nur wir Menschen sind in der Lage, unsere Lebenswelt immer besser nach unseren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Indem wir uns aber immer perfekter an die so gestaltete Lebenswelt anpassen, verlieren wir allzu leicht auch unsere Fähigkeit, immer wieder nach neuen Wegen zu suchen und dabei aus den eigenen Fehlern zu lernen. Doch: Wir sind frei, wir haben die Wahl. Wir können diese selbstverständlich gewordenen Vorstellungen hinterfragen, wir können sie loslassen und uns entscheiden, unser Leben und unser Zusammenleben anders zu gestalten. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen. Und für die Entfaltung der in uns angelegten Potentiale brauchen wir die Begegnung und den Austausch mit anderen. Die Freude am eigenen Denken und die Lust am gemeinsamen Gestalten sind die großen Themen dieses Buches. Der Biologe Hüther macht deutlich: Jedes lebende System kann das in ihm angelegte Potential am besten in einem koevolutiven Prozess mit anderen Lebensformen zur Entfaltung bringen. Oder einfacher: Gemeinsam kommen wir weiter als allein. Und finden zurück zu dem Lebendigen, das uns ausmacht: zu neuer Kreativität, zum Mut zu sich selbst und zu persönlichen Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wir verfügen über Talente und Begabungen und ein zeitlebens lernfähiges Gehirn, das für die Lösung von Problemen optimiert ist. Wir können Erfahrungen anderer übernehmen und über Generationen weitergeben. Doch alte, gebahnte Denkmuster verhindern, was für das Entstehen von Potentialentfaltungsgemeinschaften erforderlich ist: Vertrauen, Austausch, Begegnung. Wenn wir erkennen, dass unser Gehirn sein Potential in Netzwerken mit anderen entfalten kann, dass wir in all unserer Verschiedenheit zusammengehören, voneinander abhängig und miteinander verbunden sind, dann öffnet sich auch der Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft, denn: Gemeinsam verfügen wir über deutlich mehr Hirn als allein!“ Nun, a point … Übrigens weit davon entfernt, „Schwarm-Intelligenz“ das Wort zu reden … Vielmehr – dies nochmals als kennzeichnendes Zitat – ist dies entscheidend (S. 64): „Bei uns Menschen zählen zu diesen Gemeinschaft stiftenden inneren Bildern unsere Märchen und Mythen, unsere Entstehungs- und Herkunftgeschichten, unsere kulturellen Errungenschaften wie Lieder und Tänze …“. HPR

Hanspeter Reiter