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Russland verstehen

Autor Gabriele Krone-Schmalz
Verlag C.H.Beck
ISBN 978-3-406-67525-6

Der Untertitel sagt schon klar aus, worum es der Autorin geht, bekannte Journalistin und Fernseh-Moderatorin: „Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens“. Sie analysiert brillant und sehr sachlich die Hintergründe zum Verhalten von Putin wie der führenden Köpfe in der Ukraine. Und hinterfragt kritisch, dennoch erfrischend frei jeglicher Polemik, wieso aufseiten EU so agiert wie reagiert wurde, wie geschehen. Vor allem ist ihr Anliegen, die – aus ihrer Sicht, die sie fundiert begründet – höchst einseitige Bericht-Erstattung der Medien in D und Europa als solche zu entlarven: Wording bei Russland, Wording bei Ukraine, auch USA. Moralisierende Sichtweisen auf der „Grundlage“ Demokratie hie, Staatsform auf dem Weg dorthin dort etc.: „Wie ist es um die politische Kultur eines Landes bestellt, in dem ein Begriff wie „Russlandversteher“ zur Stigmatisierung und Ausgrenzung taugt? Muss man nicht erst einmal etwas verstehen, bevor man es beurteilen kann? … Antirussische Vorbehalte haben in Deutschland eine lange Tradition und sind in zwei Weltkriegen verfestigt worden. Auch in der Ukraine-Krise lässt sich ihre Wirksamkeit beobachten. Tatsächlich ist aber nicht nur das Verhältnis zwischen Russland, dem Westen und der Ukraine vielschichtiger, als es der Medien-Mainstream suggeriert, sondern auch die russische Geschichte seit dem Ende des Kalten Krieges. Demokratie und Menschenrechte verbreiten – wer möchte das nicht. Es lässt sich aber sehr wohl über das Tempo und über die Methoden streiten. Und es lässt sich fragen, welche Interessen der Westen unter dem Deckmantel einer Menschenrechtsrhetorik verfolgt.“ Die Autorin macht glaubhaft nachvollziehbar, dass eben dieses einseitige Vorgehen wie Berichten erheblich zur Eskalation (u.a.!) des Ukraine-Konflikts beigetragen hat. Nun, man muss nicht gleich Russland-Fan werden, doch Rationales wie Emotionales der handelnden wie auch der betroffenen Personen besser durchschauen zu können, sollte das Anliegen jedes Bundesbürgers sein. HPR

Hanspeter Reiter