Skip to main content

Billig – billiger – Banane

Autor Sarah Zierul
Verlag oekom
ISBN 978-3-865-81709-9

Der Untertitel „Wie unsere Supermärkte die Welt verramschen“ gibt gleich die zentrale These der Autorin wieder: Preise bei Lebensmitteln werden (auch) heutzutage von großen Mitspielern des Handels gemacht, Erzeuger haben nur einen geringen Einfluss – bis hin zu fair-trade. Da steckt eine Menge Marktmacht dahinter: „Deutschland ist Europameister – im Bananenessen. Ein Drittel des gesamten EU-Imports an Bananen landet auf heimischen Ladentischen, vor allem in Supermärkten und Discountern. Doch der Preis für Bananen ist seit über zwanzig Jahren nicht gestiegen – mit fatalen Konsequenzen für die Anbauländer, in denen Naturparadiese zerstört und Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Dabei gibt es für die Verbraucher Alternativen, denn biologisch angebautes und fair gehandeltes Obst ist längst überall erhältlich – und erschwinglich. Selbst der Konzern Chiquita hat auf seinen Plantagen Verbesserungen eingeführt, als Reaktion auf Boykottaufrufe vor rund 20 Jahren. Dennoch dominieren heute die Billigangebote, Bio- und Fair Trade-Bananen fristen aller Lippenbekenntnisse zum Trotz ein Nischendasein. Das über zwei Jahre recherchierte Buch macht deutlich: Die wahre »Bananenrepublik« liegt heut- zutage nicht mehr in Lateinamerika, sondern in Deutschland.“ Interessant ist dabei auch, dass Bananen häufig billiger sind als einheimisches Obst, etwa: Äpfel. Ergänzend wäre darauf zu verweisen, dass dieses (heute kaum mehr so empfundene) „exotische“ Obst für uns durchaus weniger verträglich ist als einheimisches, das zur jeweiligen Jahreszeit passend verfügbar ist, auf das unser Organismus in diesen Breitengraden eingestellt ist. Was auch jetzt noch gilt, trotz Energie verschwendenden Anbaus in Gewächshäusern … Natürlich fühlte ich persönlich mich zurück versetzt, in eine Zeit politischen Engagements Mitte der 1970-er Jahre: (Anti-)Bananen-Aktionen haben wir organisiert und durchgeführt, in der EvJu (Evangelischen Jugend) München, ich als (damals) Katholik Feder führend. Im Sinne des Wortes, mit meiner ersten Publikation, der „Bananen-Broschüre“, erschienen im Claudius-Verlag. Der dann auch ein Buch zu der Thematik heraus brachte, vorgestellt beim Evangelischen Kirchentag – es muss Mitte der 1970-er Jahre gewesen sein. Und heftig diskutierend mit Schweizer AktivistInnen, die völlig anderer Meinung waren – und damals durchaus schon richtig lagen: Statt Boykott, so unser Credo, besser das, was heute FairTrade heißt … Hmm, doch was hat sich wirklich ge- oder verändert, in diesen vier Jahrzehnten? Schaffen Sie sich Ihr eigenes Bild! HPR

Hanspeter Reiter