Robin Gettup fragt: Trennen Sie sich eigentlich auch so ungern von Erinnerungen?
Erinnern Sie sich noch an Deidesheim? An St. Martin? Sagt Ihnen nichts? Haben Sie es gut! Na ja, vielleicht an Fulda? Wo wir da in der gemütlichen Kneipe neben dem Wasserrad gebechert haben? Auch nicht? Keine Souvenirs von Symposien?
Na ja, seien Sie froh. Ich muss jetzt so langsam daran gehen, mein Büro zu verschlanken. Also auf Deutsch „Lean Management“ praktizieren. Nachfolgende Generationen können mit den GABAL-Autogramm-geschmückten Speisekarten und mit den Fotos nix anfangen. Die Referate von den Symposien liest auch keiner mehr! Wohin mit den schönen, teuren Mappen?
Das ist auch so ein Problem: Jetzt stehen hier 18 leere, gebrauchte Leitz- oder Wasfür-Ordner herum, die niemand haben will. Vielleicht haben diese Leute schon das papierlose Büro! Diese Irrsinns-Phantasie! Hallo, wer hat ein papierloses Büro? Bitte fotografieren und melden!
Ja – und dann? Wann haben Sie zuletzt Ihre (Fest-)Platte geputzt? Haben Sie schon mal in Ihre Disketten-Sammlung geschaut? Und in die ganzen CD-R, die Sie da angelegt haben? Und die USB-Sticks! Ist das alles für die Nachwelt bestimmt? Oder wann wollen Sie das alles mal durchfilzen? Ich meine, der Stick mit der Aufschrift „Liechtenstein“, der sollte jetzt nicht so frei rumliegen. Da gibt es so Steine, die so aussehen wie Steine, aber da kann man Schlüssel oder solche Sticks verbergen und im Vorgarten ablegen. Gut abdichten wegen der Ameisen!
Erinnerungen? Wieviel Duschgel-Flacons aus Liebesnestern und dito Bodylotions verbergen Sie noch, die für Ihre Nachfahren nur ranziges Zeug sind? Aber jetzt schon wegwerfen? Was würde die Celine oder die Renate von damals dazu sagen? Ewige Liebe hast du mir geschworen und jetzt reicht es nicht mal mehr für ein stilles Eckchen im Bad! Ach, damit ich Frauen nicht diskriminiere: Dassselbe gilt natürlich für Erwins und Heinze etc..
Nächstes Problemfeld: Geschenke! Ich sage nur: G e s c h e n k e ! Auszeichnungen, Sieger-Trophäen, Urkunden, Tinnef! Zig Jahre her! Damals schon eine Geschmacksverirrung, aber aus Stolz und Pietät behalten. Weg damit?
Ach ja, weg damit – muss ich Ihnen beichten: Ich habe einen Kalender für 2008 gekauft „Entrümpeln! Weg damit!“ oder wie der heißt. Ich weiß jetzt: Entrümpeln allein reicht nicht. Man muss die leeren Ecken und Fächer auch energetisch reinigen, mit Kräuterbuschen oder Weihwasser. Ausräuchern! Irgendwas in der Art. Interessant ist auch, was die Autorin so bei ihren Kalenderkäuferinnen, also z.B. bei Hempels (denen mit unter dem Sofa) vermutet! Na, aber die haben so Sachen! Doch bald entrümple ich auch den Entrümpel-Kalender. Weil man alles wegwerfen soll, was einen ärgert. Ihr R.G.
PS: Ich vergaß, Sie auf das Murphy’sche Gesetz hinzuweisen, wonach ein Schriftstück spätestens am Tag nach seiner Vernichtung dringend benötigt wird. Deshalb empfiehlt es sich, über dem Shredder ein gut lesbares Schild anzubringen:
“Achtung! Vor dem Shreddern Kopie anfertigen!” R.G.
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