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Die stille Bestie

Autor Chris Carter
Verlag ullstein
ISBN 978-3-548-28712-6

„Ein Hunter- und Garcia-Thriller“ ist dieser Band gelabelt – was rasch zeigt, dass es sich um einen wirklich harten Krimi handelt: Partner Garcia gibt es schon nicht mehr, er ist in den Armen von Hunter gestorben, wie der unbedarfte Leser nebenbei mitkriegt … Und das ist der Inhalt auf den Ausgangspunkt komprimiert: „Profiler Robert Hunter vertraut nur wenigen Menschen. Eigentlich gibt es nur einen, für den er immer seine Hand ins Feuer legt. Lucien Folter, seinen Freund aus Studientagen. Beide können Menschen besser lesen als jeder andere. Hunter vertraute Folter seine engsten Geheimnisse an. Bis dieser plötzlich verschwand. Jetzt kommt ein Anruf. Die Körperteile unzähliger Mordopfer sind aufgetaucht, grausige Trophäen. Angeklagt ist Lucien Folter. Und er will nur mit einem reden: Robert Hunter …“. Auf den mehr als 400 Seiten kommt vielerlei psychologisches Hintergrund-Wissen ins Spiel, im Trilog zwischen den beiden und der FBI-Agentin Taylor, siehe etwa S. 200ff.: „Mit dieser Bemerkung nahm Lucien auf die MacDonald-Triade Bezug, eine psychologische Theorie, der zufolge es drei spezifische Verhaltungsauffälligkeiten bei Kindern gibt, die auf eine spätere Gewaltneigung, insbesondere Mord, hindeuten können, sofern sie alle drei zusammen auftreten: … Grausamkeit gegenüber Tieren, ein Hang zur Brandstiftung sowie regelmäßiges Bettnässen über das Alter von fünf Jahren hinaus.“ Das musste der Autor kaum groß recherchieren, vielmehr bringt er eigenes Wissen und mehrjährige Praxis ein in eine Story, die manchen Psychologen deutlich schlechter schlafen lassen dürfte: Wohin können Experimente an der eigenen Person bloß führen?! Chris Carter ist forensischer Psychologe und war sechs Jahre lang als Kriminalpsychologe für die Staatsanwaltschaft tätig, bevor er zu schreiben begann. Verfolgen nun Sie als Leser, wie er „große Teile der Handlung auf Tatsachen beruhen“d umgesetzt hat: Hoch spannend, über weite Strecken durchaus gruselnd – und exzellent geschrieben. HPR

Hanspeter Reiter