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Muksmäuschenschlau

Autor Yigit Muk
Verlag Lübbe
ISBN 978-3-404-60855-3

„Wie ich als Hauptschulproll ein Abi mit 1+ hinlegte“ folgt einem ähnlichen Titel „Schluss mit ungenügend“ eines anderen Autors bei einem anderen Verlag. Das Besondere an „Muk…“: Der Autor (zusammen mit einem Ko-) ist einer „mit Migrations-Hintergrund“ – und noch dazu in Berlin eingeschult: „Er hatte die besten Voraussetzungen für ein Leben als Krimineller: aufgewachsen in Neukölln, meistens bekleidet mit Trainingshose und Rippenshirt, zwei Mal sitzengeblieben, und Mitglied einer Straßengang war Yigit Muk auch noch. Mit der Hauptschulempfehlung sollte es direkt an eine bekannte Brennpunktschule im Bezirk gehen. Eine gute Adresse für alle, die ihre berufliche Zukunft in der Schutzgelderpressung sehen. Und trotzdem hat Yigit Muk 2012 Berlins bestes Abitur geschrieben! Wie ein Kanake zum Einserschüler wird, was an Deutschlands Problemschulen wirklich los ist, und welche Rolle Lehrer und Gesellschaft dabei spielen, erzählt dieses Buch – ehrlich, ungeschönt und sehr lustig.“ Mit einem „Product-Placement“ für Schulen in privater Trägerschaft – an einer solchen nämlich stellte der Protagonist fest, dass es doch auch eine andere Art von Lehrern und Unterricht gebe, beim Schulgeld unterstützt von seiner Mutter. Was letztlich (nach mehreren davor liegenden Erkenntnis-Ereignissen, etwa Todesfällen im Verwandten- und Freundeskreis z.B.) dann dazu führte, dass er die eingeschlagene veränderte Schul-Laufbahn höchst erfolgreich zuende geführt hat. Das alles wird eindrücklich erlebbar gemacht in einer Art Jugendsprache, die dennoch elaboriert daher kommt und sich auch wandelt, im Laufe des Buches: Sehr gut gemacht, weil auf diese Weise die Entwicklung des jungen Mannes deutlich wird. Vom Schläger und Rabauken hin zum extrem sportlichen (bis hin zum Bodybuilding) ehrgeizigen jungen Erwachsenen, der heute (= zum Zeitpunkt des Buch-Abschlusses) Wirtschafts-Wissenschaften in Berlin studiert, statt dem von der Muster ursprünglich gewünschten „Art oder Anwalt“. Die besonderen familiären Verhältnisse eines türkischstämmigen Jugendlichen kommen genau zur Sprache wie religiöse Momente: Immerhin ist der Autor Muslim, der durchaus Bezug nimmt zur Gewaltneigung vieler Glaubensgenossen. Sehr lesenswert! HPR

Hanspeter Reiter