Führung vor neuen Herausforderungen: Vom beherrschenden zum dienenden Führen
Veranstaltungsbericht von Wolfgang Neumann, GABAL Regionalgruppenleiter Hannover
Vorspann: Artikel in der Hannoverschen Allgemeinen am 5.9.: Arbeiten ohne Chefs – geht das?
Bericht über ein hannoversches Start-up Unternehmen, Firma Connox, Online Shop für Designmöbel und Wohnaccessoires, 2015 40 Mitarbeiter, 2017 110 Mitarbeiter.
Das Unternehmen wird als ein Vorbereiter für Holacracy bezeichnet. Bei Connox gibt es keine Abteilungen mehr, stattdessen gibt es „Kreise“. In diesen Kreisen arbeiten die Mitarbeiter eigenverantwortlich, jeder kann in mehreren Kreisen unterschiedliche Rollen übernehmen. Die Connex-Gründer haben sich für den Ansatz entschieden, um schneller auf Veränderungen reagieren zu können.
Vortrag von Herrn Prof. Dr. Klaus Fischer zur Führung vor neuen Herausforderungen – Vom beherrschenden zum dienenden Führen am 6.9.
Im Übergang zum digitalen Zeitalter sind wir mit zahlreichen Umbrüchen und den damit einhergehenden Unsicherheiten konfrontiert. Neue agile Geschäftsmodelle stellen Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter vor bislang unbekannte Herausforderungen.
Unter diesen Rahmenbedingungen verlieren alte Formen von traditionellem Management nebst den dazugehörigen Führungsphilosophien an Wirksamkeit. Neue Formen des dienenden Führens wie Stewardship und Servant Leadership sind erforderlich, es ist ein Paradigmenwechsel erforderlich, vom Manager zum Leader. Charakteristisch für Leader ist die Haltung des Dienens, demütig, Vermittlung von Sinn, Vertrauen in Andere und in eigene Stärken, Glaubwürdigkeit. Die „neuen“ Leader erkennt man am Umgang mit untergeordneten Personen, mit Herzensbildung gehen sie mit Schwächeren bescheiden und achtungsvoll um. Statt durch Standesdünkel zeichnen sie sich durch Bescheidenheit aus. Sie lernen ständig zur persönlichen Weiterentwicklung und teilen ihre Erfahrungen und Anregungen mit anderen.
Frage an die Teilnehmer: Was wären Ihre persönlichen Entwicklungsziele im Sinne der dienenden Führung?
Servant Leadership zeichnet sich durch 8 zentrale Merkmale aus: U. a. Empowerment, Bescheidenheit, Authentizität, Übertragung von Verantwortung. Lt. des Servant Leadership Survey sollen bereits 1/3 der TOP 100 und 4 der TOP 10-Unternehmen nach den Prinzipien des Servant Leadership arbeiten.
Abschließend wird diskutiert, welche Chancen hat Servant Leadership in Unternehmen eingeführt zu werden? Change Projekte stoßen i. A. schon auf viel Widerstand, hat eine derartige Veränderung, die zunächst und vor allem eine Veränderung der Führung erfordert, überhaupt eine Chance? Fazit der Diskussion: Servant Leadership hat in „alten“ Unternehmen nur eine Chance, wenn der Druck, der Schmerz so groß ist, dass eine Veränderung in Richtung Servant Leadership nicht zu um gehen ist.
Nachspann 1: Artikel in der Hannoverschen Allgemeinen am 7.9.: Volkswagenchef Müller will das alte Hierarchiedenken über Bord werfen, er stellt sich den Fragen von 200 Mitarbeitern. Viele Fragen drehen sich um das Thema Hierarchie: Es wird die Sorge zum Ausdruck gebracht, „wie der Wind von Mut und Eigeninitiative in allen Winkeln des Weltkonzerns gesät werden kann …und wie auch der letzten Führungskraft klargemacht werden kann, dass nicht mehr brüllende Zweireiher den Ton angeben.“
Der Spiegel umschrieb das Unternehmensklima unter dem im Abgas-Skandal inzwischen zurückgetretenen VW-Boss Martin Winterkorn einmal als „Nordkorea minus Arbeitslager“
Nachspann 2: Meldung vom 6.9.2017 des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): Im vergangenen Jahr haben 45 Prozent (2015 41%) der neu eingestellten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (insgesamt ca. 3,4 Millionen) nur einen befristeten Arbeitsvertrag erhalten. Der Spiegel schrieb dazu: Die Wirtschaft brummt, Betriebe suchen händeringend Arbeitskräfte, aber bitte ohne Risiko.
Führung vor neuen Herausforderungen – Vom beherrschenden zum dienenden Führen: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“. Der Vorspann zeigt, sie gibt es wirklich, die neuen Formen der Organisation und der Führung. Nachspann 1 und 2 zeigen aber, dass erhebliche Zweifel angebracht sind, ob, wann und in welchem Umfang in diesem Land mit einer Umsetzung der Elemente des Servant Leadership, einer dienenden Führung zu rechnen ist.
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