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2054 – Putin decodiert

Autor Alexander Rahr
Verlag Das neue Berlin
ISBN 978-3-360-01341-5

… wenn auch keineswegs dekodiert, eher im Gegenteil, soviel sei schon mal „verraten“! Nun, „Politthriller“ präzisiert die Story lapidar im Untertitel, ergänzt um die Rückseiten-Headline „Entscheide eine mysteriöse Prophezeiung über die Zukunft der Welt?“ Im Grunde kommt hier ein Sachbuch im Gewand eines Fantasy-SciFi-Romans daher, das eine Gegen-Position zum inzwischen gängig gewordenen „Mainstream-„Russland-Bild entwickelt, mit spannenden wie informativen, letztlich nachdenklich machenden 400 Seiten.

Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit
…wechselt der Autor geschickt ab, was Verschwörungs-Theorien und historische Begebenheiten fein mit einander verzwirbelt: „Alexander Rahr ist der bekannteste Russland-Experte Deutschlands jetzt verpackt er sein Wissen in einen mitreißenden Politthriller: Wladimir Putins Machtfülle nötigt den einen Bewunderung ab, bei anderen weckt sie Misstrauen und Angst. ‚Putin-Versteher‘ ist geradezu ein Schimpfwort. Doch alle Seiten wollen wissen, welche Rolle der russische Präsident tatsächlich im internationalen Geschehen spielt, was Wahrheit, was nur Gerücht ist. Mit diesem brisanten Thriller unternimmt es Alexander Rahr, seine umfassenden Kenntnisse als Russland-Experte in einen politischen Roman zu gießen. Geschickt mischt er Geheimwissen aus den Hinterzimmern der Macht mit phantastischen Elementen. Was, wenn Putins Status wirklich nicht mit rechten Dingen zugeht?“ Nämlich weil er sich auf frühneuzeitliche Vorhersagen verlässt, auf die (nur?) er zurückgreifen kann: Entsprechende letzte Exemplare gedruckter Bücher seien in geheimer Kreml-Bibliothek versteckt

Russland ins Zentrum
…von Geschehen und Wirken gestellt hat der Autor: „Alexander Rahr schickt drei Generationen Exilrussen auf die Jagd nach einem Flugzeug aus der Zukunft. Lagern im Kreml die Zeugnisse einer Zeitreise? Oder sind die Männer einer fixen Idee aufgesessen? Und was haben die Prophezeiungen des Nostradamus mit der ganzen Sache zu tun? Ein Verwirrspiel rund um Politiker, russische Informanten, Geheimdienste und die internationalen Beziehungen abseits der offiziellen Politbühne. Alexander Rahr zieht alle Register und zeigt nicht nur, was Russland wirklich bewegt, sondern wagt auch einen Ausblick in die unmittelbare Zukunft Europas. Droht bald ein offener Ost-West-Krieg? Was wird aus den Flüchtlingsströmen und den islamistischen Tendenzen? Der Russland-Insider muss seine Quellen schützen, darf vieles offiziell nicht verlautbaren lassen. Doch in diesem brandaktuellen Russland-Krimi kann er manches Geheimnis preisgeben und legt die verborgenen Strukturen der russischen und der internationalen Politik offen.“ Mit Blick etwa auf Einstellungen und Verhalten von Radio Liberty-Redakteuren (S. 82ff.), u.a. aus der Ukraine – oder zu Folgen des Zerfalls der UdSSR (S. 102f. usw.). Dazu die Rolle diverser Geheimdienste inkl. intensivster Einflussnahme in anderen Staaten, sei es Zentral- und Südamerika, Naher Osten – oder eben „N.N.“-Revolutionen in arabischen Staaten oder der Ukraine (CIA & Co., S. 134f., S. 226ff. etc.): Wer war Auslöser, wer Mitläufer im Cyberwar (S. 328ff. usw.)? Und wie war das noch mit Versprechen, auf eine NATO-Osterweiterung zu verzichten (S. 194f.)? Daraus entwickelt der Autor „logisch“, wie Russland schließlich 2014/2015 die Krim sich (wieder?) zu Eigen machte und die Ost-Ukraine mit hybridem Einsickern von Streitkräften in den Krieg zog (u.a. S. 268f. usw.), Energie-Themen inkl. (S. 350f.) – aus der Historie weiter entwickelt…

Fakten und Fiktion
…sind auch hier durchaus nahe beieinander liegend: Zeitreise als SciFi-Element (siehe Verschwörungs-Theorien u.a. rund um das Bermuda-Dreieck), Nostradamus für Fantasy – und scharfer Blick auf zeitgenössisches Politik-Geschehen verbinden sich zu einem interessanten Genre-Mix, der durchaus als „Politik-Thriller“ durchgehen mag – rund um Putin und sein Handeln. Nun, die spannende Handlung endet dann (leider) a bissal unspektakulär: Nun, es ist immer einfacher, Vergangenes zu analysieren, ggf. neu und anders zu bewerten, als in die Glaskugel zu schauen … Auch wenn die Perspektive „Vergangenheit“ eingenommen ist, um damit auf (seinerzeit) Zukünftiges zu verweisen… Dennoch anregende Lektüre! – Der Verlag ist übrigens Bestandteil der Eulenspiegel-Gruppe, die aus DDR-Zeiten kommend die Vereinigungs-Wirren überraschend gut überstanden hat – vielleicht auch (und gerade) wegen des gleichnamigen Satire-Magazins. HPR www.dialogprofi.de www.gabal.de

Hanspeter Reiter